Tierschutz- und Tierhaltungsgesetz«In Luxemburg werden viele Tiere misshandelt und es wird immer schlimmer»
LUXEMBURG – Das Nationale Tierheim in Gasperich nimmt regelmäßig misshandelte Hunde oder Katzen auf. L'essentiel hat mit der Vizepräsidentin des Tierasyls gesprochen.
- von
- Nicolas Martin
«In Luxemburg werden viele Tiere misshandelt und es wird immer schlimmer», erklärt Liliane Ferron, die Vizepräsidentin des Nationalen Tierheims in Gasperich gegenüber L'essentiel. Jeden Tag würden Beschwerden eingehen. Sei es wegen Fahrlässigkeit oder Fehlentscheidungen bei der Anschaffung eines Haustieres.
Mit großem Entsetzen musste Liliane Ferron am Mittwoch die vom Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Zahlen der Verstöße gegen das 2018 in Kraft getretene Tierschutz- und Tierhaltungsgesetz zur Kenntnis nehmen. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt 272 Verstöße gemeldet. Diese verteilten sich zu 65 Prozent auf Nutztiere und zu 35 Prozent auf Haustiere. Davon wurden 62 schwerwiegende Fälle an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, wobei 34 davon eingestellt wurden. In 21 Fällen kam es zu zwei Freisprüchen. Auch vier Haftstrafen wurden verhängt und 15 Geldstrafen auferlegt.
Zudem wurden 15 Hunde, zehn Spinnen, eine Katze, ein Hirsch sowie Schlangen und Skorpione beschlagnahmt. Zusätzlich wurden elf Tierhalteverbote ausgesprochen. «Wenn ein Tier beschlagnahmt wird, kommt es in ein Tierheim. Es kann einen oder zwei Monate, aber auch bis zu zwei Jahren dauern, bis es zu einem Gerichtsurteil kommt», beklagt die Vizepräsidentin. Dabei würden die Kosten zu Last der Steuerzahler fallen. Zudem würden die Tiere nach einem Urteil teilweise wieder zu den früheren Besitzern gebracht werden.
Katzen werden mit Luftgewehren abgeschossen
Im Gaspericher Tierheim wurden im Jahr 2022 16 beschlagnahmte Tiere abgegeben. Eines davon ist in der Bilderstrecke zu sehen: «Der Hund wurde in einem Haus im Süden des Landes gefunden. Allein, verwahrlost und ausgehungert», berichtet Liliane Ferron. Kein Einzelfall: ein mit Wunden übersäter und abgemagerter Labrador entkam nur knapp dem Tod und musste in einer Klinik in Belgien behandelt werden. Außerdem berichtet die Vizepräsidentin von Katzen, die «von einem Nachbarn mit einem Luftgewehr erschossen wurden, weil sie in seinen Garten pinkelten».
«Nachdem ein Fall gemeldet wurde, schicken wir unseren Inspektor hin. Manchmal müssen wir die Polizei, die Staatsanwaltschaft oder die Veterinärinspektion rufen», fährt Liliane Ferron fort. Manche Misshandlungen würden nicht auf den ersten Blick auffallen, doch das Verhalten des Tieres ließe schnell feststellen, was es durchmachen musste.