Ariel Castros Suizid – In USA erhängen sich jedes Jahr hunderte Häftlinge

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Ariel Castros SuizidIn USA erhängen sich jedes Jahr hunderte Häftlinge

Der Cleveland-Entführer Ariel Castro hat sich in Haft erhängt. Trotz Prävention finden die US-Gefängnisse kein Mittel gegen diese Selbstmordmethode.

Ariel Castro galt nicht als selbstmordgefährdet – offenkundig eine Fehleinschätzung des Gefängnispersonals im Correctional Reception Center in Orient, Ohio. Dort hat sich der verurteilte Cleveland-Entführer gestern Abend erhängt.

Ob der 53-jährige Castro die typischen Symptome von Suizid-Kandidaten aufwies, ist zur Stunde nicht bekannt. Dazu gehören etwa Depression, Schuldgefühle, auffällige Stimmungsschwankungen und Zurückgezogenheit. Allerdings teilt er gewisse Eigenschaften mit den hunderten Häftlingen, die sich jedes Jahr in US-Gefängnissen das Leben nehmen:


67 Prozent sind weiss
93 Prozent sind männlich
43 Prozent sind wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt
70 Prozent bringen sich in der ersten vier Monaten der Haft um

Keine Einzelhaft für Suizidgefährdete

Wäre Castro als suizidgefährdet eingestuft worden, hätten seine Haftbedingungen wohl anders ausgesehen: Selbstmordgefährdete sollten nicht in Einzelhaft gesteckt werden, es sei denn, eine ständige Überwachung kann gewährleistet werden. Reichen die personellen Ressourcen nicht aus, sollten sie in einer möglichst selbstmordsicheren Zweierzelle untergebracht und alle 10 bis 15 Minuten überprüft werden. So steht es in einem Trainingshandbuch zur Verhinderung von Suiziden, das in der Ausbildung von Gefängnispersonal in den USA eingesetzt wird.

Laut einer groß angelegten Studie der nationalen Gefängnisbehörde (NIC) aus dem Jahr 2010 beträgt die Selbstmordrate in US-Gefängnissen 36 pro 100'000 Insassen. Diese Selbstmordrate liegt dreimal höher als in der amerikanischen Bevölkerung – ist aber in den vergangenen 20 Jahren dramatisch gesunken. 1986 war sie dreimal so hoch. Die Mordrate in US-Gefängnissen liegt laut Statistiken des US-Justizministeriums hingegen bei «nur» 3 pro 100'000. Diese wiederum ist viel tiefer als in der amerikanischen Bevölkerung.

Kaum Chancen, Erhängen zu verhindern

Tod durch Erhängen bleibt ungeachtet der Fortschritte bei der Suizid-Prävention ein gewaltiges Problem: 93 Prozent aller Suizide in Haft entfallen auf diese Methode. Insassen verwenden dabei Bettwäsche, Gürtel, Schuhbändel und Telefonkabel. Eine weitere Statistik, die für den Fall Castro relevant ist: Weniger als zwei Prozent aller US-Gefängnisse haben die Ressourcen für die ununterbrochene Überwachung eines Insassen.

(L'essentiel Online/kri)

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