In LuxemburgIn Wildtierstation hängt der Haussegen schief
DÜDELINGEN – Der Verein natur&ëmwelt will die Düdelinger Tierstation erweitern und Auswilderungen verbessern, doch die Tochter des Gründers ist gegen die Veränderungen.

Der Streit dreht sich auch um das Gelingen der Auswilderung von Säugetieren.
Ob verwaister Fuchs oder Waldohreule mit gebrochenem Flügel – in der «Fleegestatioun fir wëll Déieren» in Düdelingen nimmt man sich hilfsbedürftigen Wildtieren an. Mehr als 2000 Tiere versorgen und pflegen die engagierten Helfer hier pro Jahr. Da die Station aus allen Nähten platzt, soll sie erweitert werden. Und mit dem Rat von Experten will man die Erfolgschancen beim Auswildern verbessern. An sich gute Nachrichten. Doch auf einem Mal hängt in der Tierstation der Haussegen ziemlich schief: Zwei langjährige Ehrenamtliche, darunter die Tochter des Gründers, kündigen ihren Rückzug an. Der Düdelinger Bürgermeister will als Vermittler schlichten. Was ist da los?
Weil Wildtiere in Luxemburg nicht gehalten oder gefangen werden dürfen, gewährt das Umweltministerium der Station über den Träger natur&ëmwelt eine Ausnahmegenehmigung. «Wir sind vor dem Ministerium verantwortlich, dass wir rechtliche Vorschriften umsetzen und auf neusten wissenschaftlichen Stand arbeiten», erklärt Roby Biwer, Präsident von natur&ëmwelt.
«Opfer des eigenen Erfolgs»
Daher habe man verschiedene Experten, darunter zwei Biologen der staatlichen Vogelschutzwarte der Stadt Frankfurt und einen Experten für Säugetiere aus einer saarländischen Wildtierstation, über den Betrieb der Düdelinger Station zu Rate gezogen. Das Fazit der Experten: Es braucht mehr wissenschaftliche Pflege, weniger Vermenschlichung der Säugetiere. «Wir sind zu schnell gewachsen und Opfer des eigenen Erfolgs», schlussfolgert Biwer.
Also werden Pläne zur Erweiterung geschmiedet, von 35 Ar auf 85 Ar: Mehr Käfige, längere Volieren für Greifvögel, und damit den Tieren insgesamt mehr Platz geboten werden kann, sollen Grundstücke von der Gemeinde und vom Staat angeschlossen werden. Eine Biologin hat im September die Leitung der Station übernommen und soll die Auswilderungsprozesse anpassen.
Gründertochter steigt aus
Bei der Ehrenamtlichen Carole François, sie hatte die von ihrem Vater gegründete Station vor acht Jahren übernommen, kam das alles gar nicht gut an: «Wir können uns mit dieser neuen Hierarchie und dieser Einstellung (...) nicht mehr identifizieren, und wir sind auch nicht mehr erwünscht», schreibt sie mit der Ehrenamtlichen Tessy Koster auf der Facebookseite. Die beiden haben ihren Rückzug für Ende Oktober angekündigt.
Die neuen Pläne für die Tierstation seien laut Biwer mit den Ehrenamtlichen, auf die man auch weiterhin nicht verzichten möchte, besprochen worden. «Aber dass die Wissenschaft vor der affektiven Komponente stehen muss, war schwer zu vermitteln», sagt Biwer. Der Verein natur&ëmwelt zeigt sich weiter gesprächsoffen.
(sop/L'essentiel)