Auf Putins Kurs – Isinbajewas Angst vor Schwulen und Lesben

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Auf Putins KursIsinbajewas Angst vor Schwulen und Lesben

Die russische Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa erregt nicht nur mit ihrer Goldmedaille Aufsehen. Die 31-Jährige sorgt mit homophoben Aussagen für Empörung.

Die Russin Jelena Isinbajewa holt an der Leichtathletik-WM in Moskau die Goldmedaille im Stabhochsprung. Nicht nur deshalb dürfte Staatspräsident Wladimir Putin Freude an der Musterathletin haben.

Die 31-jährige Isinbajewa unterstützt nämlich den Anti-Homosexuellen-Kurs, den Präsident Putin eingeschlagen hat. Das umstrittene russische Gesetz gegen «Homosexuellen-Propaganda» ist seit Juni in Kraft, nun hat sich die Stabhochspringerin dazu geäußert: «Wenn wir all diese Dinge auf unseren Strassen zuließen, müssten wir Angst um unsere Nation haben.»

Sotschi 2014 in Gefahr?

Männer sollen Frauen lieben und umgekehrt, sagt Isinbajewa, das ergebe sich aus der Geschichte. Die Weltrekordhalterin hofft zudem, dass dieses Problem nicht die Olympischen Winterspiele in Sotschi belaste.

Das Anti-Homosexuellen-Gesetz hat international Zweifel an der Offenheit und den Gastgeberfähigkeiten Russlands aufkommen lassen. Es wurden gar Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 laut.

Sportler zeigen sich solidarisch

Bei der Leichtathletik-WM in Moskau gab es bereits Proteste gegen die Homosexuellen-Feindlichkeit des Gastgebers. Die schwedische Hochspringerin Emma Green Tregaro protestierte etwa mit ihren Fingernägeln. Diese hat die Schwedin in den Farben des Regenbogens, eines Symbols der Schwulen- und Lesben-Bewegung, lackiert.

«Sport hat auch etwas mit Respekt vor dem anderen zu tun. Deshalb denke ich, dass es eine nette Geste ist», sagte Green Tregaro der schwedischen Zeitung «Aftonbladed». Auch Tregaros schwedische Teamkollegin und Sprinterin Moa Hjelmer zeigt sich solidarisch. Sie lackierte sich für ihren 200-Meter-Vorlauf die Fingernägel ebenfalls in den bunten Farben.

«Für meine schwulen Freunde»

Unterstützung erhielten die Schwedinnen in ihren Protesten vom amerikanischen Mittelstreckenläufer Nick Symmonds. Er hat die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland öffentlich kritisiert und widmete seine Silbermedaille über 800 Meter seinen schwulen und lesbischen Freunden in der Heimat.

Diese kritische Aktionen bezeichnete Isinbajewa als nicht respektvoll gegenüber den Menschen und Sportlern in Russland. «Wir sind Russen, wir sind vielleicht anders als die Europäer, aber wir setzen unsere Regeln nicht über ihre. Ich unterstütze unsere Regierung.» Wladimir Putin dürfte sich über solche Aussagen freuen, der internationale Leichtathletikverband IAAF sowie das Internationale Olympische Komitee IOC wohl eher weniger.

Isinbajewa entschuldigt sich

Mittlerweile hat Isinbajewa hat die Tragweite ihrer Worte erkannt und rudert zurück. «Ich bin gegen jede Diskriminierung von Homosexuellen», sagte Russlands Stabhochsprung-Weltrekordlerin am Freitag am Rande der Leichtathletik-WM in Moskau. Englisch sei nicht ihre erste Sprache. «Ich bin wohl missverstanden worden.»

(L'essentiel Online/zap)

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