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Aston Martin VirageIst dies eine unterschätzte Schönheit?

Als der Aston Martin Virage vorgestellt wurde, kostete er mit 350.000 Euro enorm viel. Als Youngtimer ist er vergleichsweise günstig.

1967 erschien der Aston Martin DBS, der sich über verschiedene Variationen zum V8 Vantage entwickelte und neben der keilförmigen Limousine Lagonda Ende der 1980er-Jahre das komplette Programm des Herstellers in Newport Pagnell bildete.

Im Oktober 1988 aber wurde ein neuer Sportwagen namens Virage angekündigt, der zwar seine Herkunft nicht verleugnete, trotzdem aber deutlich anders aussah als sein Vorgänger.

Gradliniger, leichter und größer

Im Vergleich zu seinem Vorgänger war das Design des schließlich Ende 1988 in Birmingham der Öffentlichkeit präsentierten Virage deutlich gestreckter und wies nur wenige Rundungen auf. 1790 kg und damit 30 kg weniger als der Vorgänger wog das neue Coupé mit Leichtmetallkarosserie trotz gewachsener Dimensionen (Länge x Breite x Höhe: 473,5 x 185,5 x 132 cm).

Auch den 5,3-Liter-V8-Leichtmetall-Motor hatten die Aston-Ingenieure überarbeitet. Statt zwei sorgten nun vier Ventile pro Zylinder für die Gemischzufuhr und das Entweichen der Abgase. 335 PS bei 5300 U/min leistete der neue Motor nach Werk ohne Katalysator, genug für eine Spitze von rund 250 km/h und eine Beschleunigung unter sieben Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h.

Mit Katalysator blieben dann noch einige Pferdestärken auf der Strecke, aber über Leistungsmangel mussten sich Virage-Besteller trotzdem nicht beklagen.

Nicht ganz günstig

Sie mussten allerdings eine gut gefüllte Brieftasche besitzen, denn 365.000 Euro bedeuteten Preise auf höchstem Niveau, dafür konnte man auch gleich zwei Ferrari-Sportwagen mit Achtzylindermotoren kaufen.

Immerhin erhielten sie nicht nur eine schönere Karosserie und einen stärkeren Motor als beim Vorgänger, auch die übrige Technik war angepasst worden, obwohl ABS beispielsweise nicht von Anfang an verfügbar war.

Bereits wenige Wochen nach der Vorstellung meldete Aston Martin, dass die Produktion des Virage bis 1992 ausverkauft sei, dabei hatte die Fertigung noch gar nicht begonnen. Allzu lange hielt der Boom allerdings nicht an, denn es wurden beispielsweise nur gerade 93 Linkslenker-Virage-Coupés gebaut bis 1995.

Nadelstreifenanzug oder Rennoverall?

Man steigt gern in den Virage ein, wird von bequemen Ledersesseln empfangen und blickt auf ein Armaturenbrett, das sich (zum größten Teil) noch so nennen darf. Greifen wir also zum Zündschlüssel rechts vom Lenkrad und starten den von Terry Durston zusammengebauten V8-Motor. Sofort umgibt uns ein angenehmer Wohlklang, wie ihn halt nur ein Achtzylinder entwickeln kann.

Wir legen die erste Fahrstufe ein, die sich links neben der Ebene des 2. und 3. Gangs befindet – die Briten sprechen von einer «Dog leg»-Postion – und lösen die Kupplung. Sofort spürt man, dass der erste Gang überlang ausgelegt ist, gegen 90 km/h dürfte der Virage damit schaffen. Nach dem Wechsel in den 2. Gang wären wir dann bis über 130 km/h gerüstet, aber es gibt ja noch drei weitere Gänge.

Der Aston lässt sich angenehm fahren, trotz der Breite von über 1,8 Meter, was nicht zuletzt auf die großzügigen Fensterflächen zurückzuführen ist. Überanstrengen muss man sich bei der Fuß- und Armarbeit nicht, eher noch irritieren die neumodischen Anzeigen in der Mitte, die zum Beispiel vor einer offenen Motorhaube warnen.

Ganz klar, ein Auto für die Hatz auf der schmalen Passstraße ist der Virage nicht, aber als Granturismo erhält er gute Noten.

Weitere Informationen, viele Bilder sowie ein Tonmuster zum Aston Martin Virage gibt es auf Zwischengas.com.

(L'essentiel)

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