43 Tote in Genua – Italien gedenkt der Opfer des Brückeneinsturzes

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43 Tote in GenuaItalien gedenkt der Opfer des Brückeneinsturzes

In Genua fand ein Jahr nach dem tragischen Brückeneinsturz mit 43 Toten eine Gedenkfeier statt. Viele Angehörige nahmen daran teil.

Ein Jahr ist es nun her, dass beim Einsturz der Morandi-Brücke im norditalienischen Genua 43 Menschen ums Leben kamen und dutzende weitere verletzt wurden. Die früher viel befahrene Brücke wurde mittlerweile abgerissen, aber die Angehörigen der Opfer und die Anwohner der Brücke haben mit der Tragödie noch nicht abgeschlossen.

Am Mittwoch wird des Unglücks vom 14. August 2018 gedacht, bei dem die Brücke während heftigen Regens auf einer Strecke von etwa 200 Metern weggebrochen war. Für 11.36 Uhr, die Uhrzeit, zu der sich der Brückeneinsturz vor einem Jahr ereignete, rief Genuas Bürgermeister Marco Bucci zu einer Schweigeminute auf.

«Vorhersehbare Tragödie»

Die 1,2 Kilometer lange Morandi-Brücke wurde zwischen 1963 und 1967 gebaut. Ihr Architekt, der bereits verstorbene Ingenieur Riccardo Morandi, war für seine Brückenbauten berühmt, bei denen er eine spezielle Konstruktionsweise mit Spannbeton, also Beton mit gespannten Stahleinlagen, verwendete. Nach ihm wurde diese Bauweise Experten zufolge allerdings nicht mehr verwendet.

Die Ingenieurswebseite ingegneri.info nannte den Brückeneinsturz unmittelbar nach dem Unglück eine «vorhersehbare Tragödie». Es habe immer schon «strukturelle Zweifel» an Morandis Bau gegeben.

2009 wurde über Abriss nachgedacht

Eigentlich seien Brücken wie diese auf etwa ein Jahrhundert angelegt gewesen, hieß es bei ingegneri.info weiter. Die Morandi-Brücke sei aber bereits in den Jahren nach der Fertigstellung baufällig geworden. Zuletzt mussten demnach Anfang der 2000er Jahre Tragseile ersetzt werden, die erst in den 80er und 90er Jahren eingebaut worden waren. Zum Unglückszeitpunkt wurden Wartungsarbeiten an dem Bauwerk vorgenommen.

Schon im Jahr 2009 war über einen Abriss nachgedacht worden, doch jedes Jahr fuhren 25 Millionen Autos weiter über die Morandi-Brücke. Außerdem überspannte das Bauwerk dutzende Bahngleise sowie ein Gewerbegebiet mit Gebäuden und Fabriken. Die Autobahnbrücke war Teil der sogenannten Blumenautobahn A10, einer auch von zahlreichen Touristen genutzten wichtigen Verkehrsachse an der italienischen Riviera, die Genua mit Ventimiglia an der französischen Grenze verbindet.

Nach Plänen der italienischen Regierung soll eine von Star-Architekt Renzo Piano entworfene neue Brücke schon im kommenden April für den Verkehr freigegeben werden. «Diese Brücke soll tausend Jahre halten und aus Stahl sein», hatte der aus Genua stammende Architekt im vergangenen September verkündet. Am früheren Standort der Morandi-Brücken liegen allerdings immer noch Stahl- und Trümmerteile. Der Einsturz und der Abriss der Brücke hat eine offene Wunde in Genua hinterlassen.

(L'essentiel/fss/afp)

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