Dijsselbloems Aussetzer – Juncker: «Ich habe kein Alkoholproblem»

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Dijsselbloems AussetzerJuncker: «Ich habe kein Alkoholproblem»

Der Eurogruppenchef und niederländische Finanzminister Dijsselbloem, bezeichnete Juncker als «Trinker». Der Ex-Premier reagierte jetzt.

Dijsselbloems «giftige» Bemerkung am vergangenen Montag zu seinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Eurogruppe wird in den Niederlanden inzwischen zunächst als eine Abrechnung zwischen den beiden Männern gesehen, wobei noch offen ist, wer am Ende den Kürzeren zieht.

Dijsselbloems «giftige» Bemerkung am vergangenen Montag zu seinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Eurogruppe wird in den Niederlanden inzwischen zunächst als eine Abrechnung zwischen den beiden Männern gesehen, wobei noch offen ist, wer am Ende den Kürzeren zieht.

Screenshot/De Telegraaf

Jeroen Dijsselbloem, der niederländische Finanzminister, habe es als Erster gewagt, laut das zu sagen, was zahlreiche seiner Politikerkollegen nur hinter vorgehaltener Hand, und dann auch nur leise, sagen würden: «Jean-Claude Juncker schaut regelmäßig zu tief ins Glas», erklären die beiden Moderatoren in einem auf dem Internetauftritt der niederländischen Zeitung «De Telegraaf» veröffentlichten Video.

Jean-Claude Juncker kommentiert die Äußerungen auf Nachfrage von «L'essentiel Online» mit dem knappen Satz: «Ich habe kein Alkoholproblem und ich möchte auf die Äußerungen Dijsselbloems nicht weiter eingehen». «No comment», heißt es auch bei der CSV-Fraktion.

Auch Junckers Nachfolger, Staatsminister Xavier Bettel, sagte gegenüber L'essentiel Online, er wolle «Äußerungen des niederländischen Finanzministers in niederländischen Medien nicht kommentieren

Abrechnung mit Juncker?

Dijsselbloems «giftige» Bemerkung am vergangenen Montag zu seinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Eurogruppe wird in den Niederlanden inzwischen zunächst als eine Abrechnung zwischen den beiden Männern gesehen, wobei noch offen ist, wer am Ende den Kürzeren zieht.

«Dijsselbloem nimmt Rache» titelt denn auch De Telegraaf in seiner Internetsendung dft tv nieuws, ehe man einblendet, wie sich Moderatoren, Interviewpartner, Journalisten und Gäste köstlich über Dijsselbloem/Juncker amüsieren.

Der Sozialist Jeroen Dijsselbloem hatte Montagabend während der Fernsehsendung «Knevel & Van den Brink» (Nederland 1) zu seinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Eurogruppe kurz und mündig bemerkt: «Jean-Claude Juncker war ein verstockter Raucher – und übrigens auch Trinker». Er sei mit diesem Statement der erste ranghohe Politiker, der in EU-Kreisen ein längst «öffentliches Geheimnis» publik mache.

Stimmung ist «calvinistischer»

Dijsselbloem hatte im Januar des vergangenen Jahres 2013 das Amt Junckers übernommen, der seit 2005 die Sitzungen der europäischen Finanzminister der Eurozone leitete. Die Moderatoren von «Knevel & Van den Brink» hatten Dijsselbloem gefragt, ob er seinen Kollegen verboten habe, noch länger am Verhandlungstisch zu rauchen und zu trinken. Zunächst wich er noch aus: «Ich brauchte das nicht zu tun, das war schon so», ehe er hinzufügte, «nur war das dem vorherigen Vorsitzenden vollkommen gleichgültig.» 
Breit und hämisch lachend hatte er hinzugefügt, dass mit dem Abgang des «verstockten Rauchers und Trinkers» die Stimmung «calvinistischer» geworden sei.

Unvermeidlich stellt sich die Frage, warum Dijsselbloem gerade jetzt die Rauch- und Trinkgewohnheiten Junckers nicht off the record wie bisher, sondern on the record anprangert. Das Gelächter im Zuschauersaal muss Dijsselbloem doch nicht ganz gepasst haben, denn man sah deutlich, dass ihm etwas mulmig wurde und er sich genötigt sah, den Kurs zu korrigieren. Er habe aber nie erlebt, dass ein Mitglied der Eurogruppe «funktionsunfähig» gewesen sei, meinte er. Also auch Juncker nicht.


Vielleicht sollte man auch zu bedenken geben, dass der Holländer nur zwei Monate mit dem Luxemburger direkt zu tun hatte.
Die belgische Nachrichtenagentur Belga fasste am Dienstag den Zwischenfall zusammen und bezeichnete ihrerseits Juncker lediglich als eine «farbenfreudige Figur». So habe er sich von der Eurogruppe mit einem (zwar alten) Witz verabschiedet: «Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.» Zurzeit versucht Jean-Claude Juncker sich bei den Christdemokraten und Konservativen der Europäischen Volkspartei als Spitzenkandidaten für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten zu empfehlen. Nach Dijsselbloems Äußerungen könnte dies nun schwieriger werden.

(mth/L'essentiel Online/Joseph Lehnen/Tageblatt.lu)

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