«X Confessions» – Junge Schwedin dreht Pornos für Frauen

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«X Confessions»Junge Schwedin dreht Pornos für Frauen

Ihr Name ist Programm: Regisseurin Erika Lust macht Pornos – hauptsächlich für Frauen. Auf ihrer Website verfilmt sie nun die Fantasien der Internetgemeinde.

Sie träumen davon, auf der Restaurant-Toilette vom Hilfskellner ohne große Umschweife vernascht zu werden? Oder stehen Sie auf Peitschenhiebe à la «Fifty Shades of Grey»? Dann kann ihnen Erika Lust vielleicht helfen, ihre Wünsche auf Film zu bannen. Die 37-jährige Schwedin – und Mutter zweier Kinder – gilt als eine der Vorreiterinnen der feministischen Pornografie und bietet auf der Website «X Confessions» jetzt einen besonderen Service an. Männer wie Frauen können ihre sexuellen Fantasien einsenden. Lust verwandelt die besten Ideen dann in Filmchen, die für hormonelle Glücksgefühle sorgen sollen.

Wie sind Sie im Porno-Geschäft gelandet?
2004 habe ich in Barcelona Filmproduktion studiert und half bei diversen Shootings aus. Aber ich habe im Hauptfach Politikwissenschaften und Gender Studies studiert, weshalb ich nie das Interesse daran verloren habe, wie Menschen interagieren in Bezug auf ihre Geschlechterrolle und Sexualität. Als mein erster eigener Filmdreh anstand, wollte ich zwei Dinge erreichen: mich von den anderen Studenten in meiner Klasse abheben – und wie sollte das besser gehen als mit einem Porno? – und zweitens meine eigene, weibliche Perspektive reinbringen. So enstand mein erster Porno «The Good Girl».

Mit «X Confessions» erfüllen Sie die Fantasien von wildfremden Menschen. Wie entstand diese Idee?
Viele Leute sind zu mir gekommen und sagten, ich solle doch die Erlebnisse ihrer Freunde – mit den Freunden meinten sie wahrscheinlich sich selber – in Filme verwandeln. Ich fand das eine großartige Idee, weil ihre Vorstellungskraft viel interessanter und reicher war als 0815-Handlungen.

Wo setzen Sie Grenzen?
Natürlich mache ich nichts, was ich moralisch abstoßend finde, was sich ziemlich genau mit dem deckt, was illegal ist. Es gibt auch Dinge die ich bis jetzt noch nicht gefilmt habe, aber in Zukunft vielleicht werde, Anasex zum Beispiel. Oft sind meine Grenzen aber weniger moralischer als finanzieller Natur. Wir sind eine kleine Firma und vieles können wir uns einfach nicht leisten.

Sie machen Pornos für Frauen. Was ist der Unterschied?
Ich versuche Geschichten zu kreieren, in denen Frauen sich in ihrem Körper wohlfühlen und Spaß am Sex haben. Wir glauben aber nicht, dass Pornos für Frauen bloß weiches Licht und romantische Musik bedeuten, sondern etwas Zeitgemäßes und Unkonventionelles sind. Außerdem mache ich nicht nur Pornos für Frauen. Vielen Männern gefallen meine Filme, was mich sehr überrascht hat.

Glauben Sie, dass Pornografie jemals gesellschaftliche Akzeptanz erfahren wird?
Wenn Pornos so bleiben wie sie jetzt sind, werden sie nie gesellschaftlich akzeptiert werden. Wir müssen Pornos besser machen, Frauen einbeziehen und sie für das weibliche Geschlecht attraktiver machen. Auch muss mehr diversifiziert werden, nicht alle Geschichten dürfen dieselbe Struktur aufweisen und die Darsteller sollen nicht alle denselben künstlichen Look haben. Und mehr Frauen sollen hinter die Kamera.

Sie haben Ihre Karriere dem Sex gewidmet. Hängt Ihnen das Thema nie zum Hals raus?
Erstmal: Essen Sie gern? Haben Sie jemals genug davon, obwohl Sie es dreimal am Tag tun und das an jedem Tag ihres Lebens? In diesem Sinne ist Sex nicht anders als Essen. Es gibt immer neue Arten, darüber nachzudenken, ihn zu inszenieren, ihn sich vorzustellen. Zweites bin ich eine Genre-Filmerin. John Carpenter hat eine lange Karriere daraus gemacht, Horrorfilme zu machen, und ihm scheint die Lust auch nicht vergangen zu sein.

(L'essentiel)

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