Aus für die Corrida – Kataloniens letzter Tanz mit den Stieren

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Aus für die CorridaKataloniens letzter Tanz mit den Stieren

Ein letztes Mal haben die berühmtesten Matadore am Sonntag die Stierkampfarena von Barcelona betreten. Ab Juli 2010 ist der Stierkampf in Katalonien verboten.

Matador Jose Tomas bei seinem letzten Auftritt im La Monumental (Bild: Keystone/AP/Manu Fernandez)

Matador Jose Tomas bei seinem letzten Auftritt im La Monumental (Bild: Keystone/AP/Manu Fernandez)

In der ausverkauften Arena La Monumental versammelten sich das Wochenende hindurch die Zuschauer, um dem Spektakel noch einmal beizuwohnen. Unter dem tosenden Applaus der Zuschauer tötete der katalanische Stierkämpfer Serafin Marin am Abend den letzten von sechs Bullen.

Viele Fans stürmten sogleich in die Arena und griffen sich eine Hand voll Sand als Andenken. Die Stierkämpfer wurden auf den Schultern aus der Arena hinaus auf die Straßen der Metropole getragen. In Sprechchören forderte die Menge eine Aufhebung des Verbots, das vom katalonischen Parlament erlassen worden war.

Handgemenge zwischen Fans und Tierschützern

Bei der Begegnung mit etwa 20 Tierschützern brach ein Handgemenge aus. Berichte über Verletzungen oder Festnahmen lagen aber zunächst nicht vor. Bereits vor der letzten Vorstellung kam es zwischen Anhängern der traditionellen Show und Tierschützern zu Wortgefechten, die lautstark waren aber friedlich blieben.

Die Popularität des Stierkampfs hat in Katalonien in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr abgenommen, im einzigen Stierkampfstadion der Region – dem Monumental – fanden zuletzt noch 15 Kämpfe pro Saison statt.

Das Verbot rief dennoch die Befürworter des Stierkampfs auf die Barrikaden. «Das Verbot des Stierkampfs in Katalonien ist nichts anderes als ein Angriff auf die Freiheit», sagte der Präsident der Gruppe Mesa del Toro, Carlos Nuñez. Mit dem Versuch, 500 000 Unterschriften zu sammeln, wollen die Aktivisten das spanische Parlament überzeugen, den Stierkampf zum nationalen Kulturerbe zu erklären.

Kein Verbot in anderen Regionen des Landes

Auf den Kanarischen Inseln wurde der ohnehin nie sonderlich populäre Stierkampf bereits 1991 verboten, in allen anderen Regionen Spaniens ist er weiterhin erlaubt.

Die oppositionelle spanische Volkspartei (PP), die als Favorit für die Wahlen im November gilt, hat vor dem Verfassungsgericht Einspruch gegen das Stierkampfverbot erhoben. Deren Fraktion in Katalonien versucht zudem, die Umsetzung des Verbots zu verzögern.

Viele Kritiker werfen den nach Unabhängigkeit strebenden Katalanen vor, sich weniger um den Tierschutz zu sorgen, als vielmehr zu versuchen, Spanien zu brüskieren.

L'essentiel Online/sda

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