Polizeiausbilder im Gespräch – «Kein Polizist will seine Waffe benutzen»

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Polizeiausbilder im Gespräch«Kein Polizist will seine Waffe benutzen»

ETTELBRÜCK – Ein Polizeiausbilder kommentiert die dramatischen Ereignisse und gibt Einblicke in die komplexe Entscheidung, die die Beamten am Samstagabend treffen mussten.

Ein Polizeiausbilder stellt klar, dass kein Polizist seine Waffe benutzen möchte.

Ein Polizeiausbilder stellt klar, dass kein Polizist seine Waffe benutzen möchte.

L'essentiel

«Ich habe selten so viel Unsinn gelesen.» Ein Polizeiausbilder nimmt im Hinblick auf die Diskussionen über den tödlichen Dienstwaffen-Einsatz in Ettelbrück in den sozialen Netzwerken kein Blatt vor den Mund. Die Polizeiarbeit sei von Anfang an «bemerkenswert» gewesen und die Beamten hätten «sehr gut reagiert. Wenn man die in den sozialen Netzwerken geposteten Videos richtig analysiert, kann man sehen, dass die Polizisten ihre Schusswaffe erst gezogen haben, als der Autodieb sein Messer zückte. Die beiden Polizisten befanden sich in einer wirklich gefährlichen Situation. Die Schießerei war unvermeidlich. Dies ist kein Film. Ein präziser Schuss im Angesicht einer solchen Gefahr ist gar nicht so einfach. Auf ein bewegliches Ziel zu schießen, mit Stress, Angst und Adrenalin, ist nicht einfach. Die Leute sind sich dessen nicht bewusst...»

«Auf den Bildern sieht man, dass der Mann mit den Polizisten kämpfen wollte, als er mit einem Messer auf sie losging», unterstreicht der Experte. «Der Polizist musste also sein eigenes Leben und das seines Partners verteidigen. Ganz zu schweigen von den Leben der Menschen in der Umgebung. In diesem Fall hat der luxemburgische Polizist nur einmal geschossen. In den Vereinigten Staaten wären in der gleichen Situation mehr Schüsse abgegeben worden. Leider, und das muss wiederholt werden, erlag die Person ihren Verletzungen. Kein Polizist will seine Waffe benutzen», stellt der Experte klar.

« Schießen ist immer eine komplizierte Entscheidung »

«Ein Teil der Bevölkerung nimmt nicht wahr, wie gefährlich die Situation für die beiden Polizisten war. Schießen ist immer eine komplizierte Entscheidung. Die Situation ist äußerst komplex, aber Schuss war gerechtfertigt. Die Bedrohung musste neutralisiert werden.» Auf die Frage, ob die Situation mit einem Taser glimpflicher hätte ausgehen können, verneint der Experte, für den «der Elektroschocker auch eine Menge Unsinn ist. Bei manchen Menschen zeigen Taser manchmal keine Wirkung. Und bei anderen, in den Vereinigten Staaten, haben wir bereits gesehen, dass einige Menschen aufgrund von Tasern einen Herzstillstand erlitten haben. Mit Tränengas ist es dasselbe, bei manchen Menschen hat es keine Wirkung. Wenn ein Verbrecher unter Drogeneinfluss steht, ist selbst ein Schlagstock nutzlos...».

Sehr positiv bewertet der Ausbilder hingegen den Einsatz der sogenannten Bodycams, welche «ein echter Gewinn für Öffentlichkeit und Polizei» wären. «Und es ist keine sehr große Investition. Wenigstens kann man mit den Kameras sehen, was vor sich geht.» Die zahlreichen Social Media-Videos findet der Experte «unglaublich, das sollte verboten werden. Es ist alles andere als ein Spiel und ein Mensch hat gerade sein Leben verloren.»

(fl/L'essentiel)

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