Luxemburg – Kennen Sie diese Dinger noch?

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LuxemburgKennen Sie diese Dinger noch?

LUXEMBURG – Mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal eine Telefonzelle genutzt? Dabei sind einige Exemplare in Luxemburg noch gut frequentiert. Wir verraten, welche.

Kennen Sie diese gelben oder metallisch glänzenden Dinger noch, die früher an vielen Straßenecken standen? Man nannte sie «Telefonzellen». Da sind die Menschen hineingestiegen und haben «Telefonanrufe» getätigt. Man nahm den Hörer ab, schmiss ein paar Franken in den Schlitz und tippte dann die gewünschten Rufnummern. Mit dem Hörer am Ohr konnte man sich dann stehend mit dem Gesprächspartner unterhalten – und sich auf einfachem Wege eine Gehörgangsentzündung einfangen. Gefühlte 100 Jahre ist das her. Aber Moment mal – die Dinger gibt's ja immer noch!

Tatsächlich: 353 Telefonkabinen und Telefonzellen stehen noch im Großherzogtum herum. Und in jeder davon wird – im Durchschnitt – 96 Mal im Monat der Hörer abgehoben. Ein Drittel (107) der Telefonzellen steht im Kanton Luxemburg, 69 im Kanton Esch. Dort steht auch der Star der Luxemburger Münzfernsprecher-Szene: Die Zelle im Postamt der Minettstadt. 836 Anrufe werden hier pro Monat gemacht. Das sind durchschnittlich 28 pro Tag, Rekord im Großherzogtum.

Bis zu 83 Anrufe vom Hauptbahnhof

Auch die acht Zellen am Hauptbahnhof waren im Jahr 2015 gut frequentiert. Insgesamt wird von ihnen pro Monat 2506 Mal angerufen – rund 83 Mal pro Tag. In Clervaux und Ettelbrück geht es etwas ruhiger zu. Von den Zellen an den dortigen Stationen wird durchschnittlich elf- und zehnmal durchgeklingelt.

Aber es gibt auch Verlierer in dieser Statistik. Einsame Fernsprecher auf dem Lande, in die sich nur alle paar Tage ein zahlender Kunde verirrt. Von Lenningen aus wird beispielsweise nur 19 Mal im Monat telefoniert. In Oberfeulen sieht's auch nicht besser aus: Durchschnittlich ein Kunde pro Tag stapft in die Zelle bei der Post. Ob das die durchschnittlichen Wartungskosten deckt? Eher nicht – denn die betragen 283 Euro pro Monat. Insgesamt 100.000 Euro gibt die Post für alle Telefonzellen im Land aus. Die Personalkosten (ein Mitarbeiter kümmert sich exklusiv um die öffentlichen Fernsprecher) sind da noch nicht mit eingerechnet.

Dennoch: Die Zellen bleiben erst einmal. «Die Luxemburger Post plant nicht, die Fernsprecher zu entfernen», sagt Wirtschaftsminister Etienne Schneider in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Denn die Telefonzellen gehörten zu einer Art öffentlichem Dienst. Doch hier kommt das große Aber. Denn Telefonzellen, die aus baulichen Gründen abgerissen werden, werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ersetzt. Auf diese Weise sind im Großherzogtum im vergangenen Jahr 25 Zellen verschwunden. Und auch 2015 haben schon 18 Kabinen das Zeitliche gesegnet.

(Marion Chevrier/Tobias Senzig/L'essentiel)

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