Mordprozess in Hongkong – Killer verbrannte sich in Luxemburg die Finger

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Mordprozess in HongkongKiller verbrannte sich in Luxemburg die Finger

LUXEMBURG/HONGKONG - Ein englischer Banker steht wegen eines grausamen Mordes an zwei Prostituierten vor Gericht. Der Finanzjongleur war auch in Luxemburg beruflich aktiv.

Als Polizisten am 1. November 2014 die Tür zu einem Hongkonger Luxus-Appartement öffnen, blicken sie der Gräueltat direkt ins Gesicht. Auf dem Boden vor ihnen liegt eine regungslose Frau, aus ihrem Hals und aus ihrem Gesäß rinnt Blut. Wenig später ist die 26-jährige Seneng Mujiasih, genannt Jesse, Prostituierte aus Indonesien, tot.

Gerufen hatte die Polizei ein Mann namens Rurik Jutting, ein englischer Investmentbanker der Bank-of-America-Filiale Merrill Lynch. Gegenüber den Beamten redet Jutting nur wirres Zeug, er macht einen zugedröhnten Eindruck. Die Ermittler entdecken ein 30 Zentimeter langes Messer, daneben Kokain und Sextoys. Der Banker wird sofort festgenommen – Mordverdacht.

Besessen von Erfolg, Macht – und Kokain

Acht Stunden später untersuchen Ermittler den Balkon der Wohnung im 31. Stockwerk und stoßen auf einen schwarzen Koffer. Darin eingepfercht liegt die verwesende Leiche einer weiteren Frau: Sie wird später als Sumarti Ningsih, 23, ebenfalls Sexarbeiterin aus Indonesien, identifiziert. Der Mörder hatte ihr teilweise den Kopf abgetrennt. Sie war bereits fünf Tage vor ihrer Kollegin Jesse getötet worden.

Der Fall landete nun, zwei Jahre nach der Tat, in Hongkong vor Gericht. Dem angeklagten Jutting wird vorgeworfen, die zwei Prostituierten im Drogenrausch auf brutale Weise gefoltert und ermordet haben. Laut einem Gutachten leidet der Banker, der zeitweise Jahresgehälter von 300.000 Euro einsackte, an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und sei zudem schwer kokain- und alkoholsüchtig. Jutting war besessen von Erfolg, Bewunderung und Macht – und scheute nicht davor zurück, seine gewalttätigen Fantasien auszuleben.

«I'm in a lot of trouble»

Vor Gericht kommen weitere Details über den «Killer-Banker» zum Vorschein. Demnach soll Jutting vor seiner Zeit in Hongkong versucht haben, in Luxemburg Geschäfte für Steuerflüchtlinge aufzuziehen. Der Deal wurde der Bank of America jedoch zu heiß – der tief gekränkte Jutting wurde daraufhin von London nach Hongkong versetzt. Straffällig wurde er im Großherzogtum jedoch nicht. Erst in Asien begann für ihn ein beispielloser Abstieg in den Sumpf aus Drogen, Sex, Alkohol. Seine Stelle bei Merrill Lynch hatte er kurz vor dem Mord durch eine rätselhafte Anrufbeantworter-Nachricht gekündigt. Dennoch ruft er kurz vor seiner Verhaftung seinen früheren Chef an und gesteht: «I'm in a lot of trouble.»

Seine Opfer gabelte Jutting in Hongkonger Bars auf, zunächst Sumarti, dann fünf Tage später Jesse. Die Taten vom 1. November 2014 hielt der 31-Jährige in bizarren Handy-Videos fest, in denen er auch seine Wahnvorstellungen preisgibt. Richter und Geschworene mussten sich das Grauen 20 Minuten lang ansehen. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie eine Prostituierte gefoltert wird, der Mörder zwingt sie dazu, um ihr Leben zu betteln. Dann schneidet ihr Jutting die Kehle durch. «Mein Schicksal ist es, die Grenzen vollkommener Unmenschlichkeit zu überschreiten», spricht der übergeschnappte Börsenheld in eine Kamera. Den Tod der Frauen beschrieb er vor Gericht als «eine Art Genuss». Jutting bekannte sich des Totschlags schuldig, nicht aber des Mordes. Der Prozess wird fortgesetzt.

(jt/L'essentiel)

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