Flughafen KabulKind (2) bei Massenpanik zu Tode getrampelt
Eine Mutter versuchte mit ihrer Familie den Flughafen in Kabul zu erreichen. Kurz vor den Toren brach eine Massenpanik aus. Ihr Baby hatte keine Überlebenschancen.

Am Sonntag sind bei einer Massenpanik vor den Toren des Kabuler Flughafens sieben Menschen ums Leben gekommen. Nun wurde bekannt, dass eines der Todesopfer ein zweijähriges Mädchen war. Die Mutter stand mit ihrer Tochter, ihrem Ehemann, ihren Eltern, drei Schwestern und einem Cousin in der Menge vor einem Flughafentor. Die Lage war unübersichtlich. Viele Menschen versuchen seit Tagen, vor den Taliban zu flüchten.
Und dann passierte es: Nato-Soldaten schlossen drei von vier Zugängen zum Flughafen in Kabul. Panik machte sich breit. Es wurde gedrängt, gerempelt, es kam zu Ellenbogenstößen. Mittendrin war eine Mutter mit ihrem zwei Jahre alten Kind. Durch das Gedränge fiel die Mutter mit ihrem Kind zu Boden. Sie wurde überrannt und niedergetrampelt. Als sie wieder aufstehen konnte, war ihre Tochter bereits tot.
«Ich konnte sie nicht retten»
In einem Telefoninterview mit der «New York Times» sagte die Mutter später: «Es war, als würde man ertrinken und dabei versuchen, sein Baby über Wasser zu halten». Für die Zweijährige kam jede Hilfe zu spät. Es wurde von der Maße überrannt und zu Tode getrampelt. «Ich fühlte puren Terror. Ich konnte sie nicht retten», sagt die Frau, deren Identität die «New York Times» aus Sicherheitsgründen geheim hält.
Die Familie konnte mittlerweile den Leichnam ihre Kindes beerdigen und ist wieder zurück in ihrem Haus in Kabul. Und dort bleiben sie vorerst auch. «Ich sterbe lieber in Würde zu Hause als einen unwürdigen Tod dort», so die Mutter. Seit der Machtübernahme der Taliban wollen viele Afghanen und Afghaninnen raus aus Kabul. Bisher sind auf der Flucht vor dem Flughafen von Kabul schon mehr als 20 Menschen gestorben. Mehrere Kinder werden vermisst.
(L'essentiel/dpa/fos)