Souvenir aus ÄgyptenKind stöbert auf Omas Estrich - und findet Mumie
Ein Junge entdeckt auf einem Dachboden eine Kiste mit Inhalt. Erst riecht alles nach Fälschung, doch dann wird klar: Unter dem Verband steckt ein totes Kind.

Die mysteriöse Diepholzer Mumie (Bild: Keystone/Lutz Wolfgang Kettler, ho)
Es ist eine Geschichte wie aus einem Kinderbuch: Alexander durchforstet im Juli den Estrich im Haus seiner Großmutter in Diepholz nahe Hannover. Weil das Dach repariert werden soll, kann der Zehnjährige nach Herzenslust im Hausrat herumstöbern. Er entdeckt hinter Dachpfannen Holzkisten und öffnet sie: Ein Sarkophag mit einer Mumie, eine Totenmaske und ein Gefäß mit Hieroglyphen kommen zum Vorschein.
Es riecht nach Fälschung
Wie die «Kreiszeitung» unter Berufung auf Familienkreise berichtet, hat Alexanders Großvater Dr. Wolfgang Kettler die Objekte in den 50er Jahren auf einer Ägyptenreise erworben und nach Deutschland verschifft. Genauere Informationen hat er 2003 mit ins Grab genommen. Die Kisten wurden offenbar beim Bau des Hauses im Jahre 1970 dort verstaut – mehr weiß die Ehefrau des Ägypten-Reisenden auch nicht.
Alexanders Fund stellt seine Familie vor ein Rätsel, auch wenn sein Vater Lutz-Wolfgang Kettler im Sommer noch von einer Fälschung ausgeht. Erste Untersuchungen scheinen diese Vorahnung zu bestätigen. Schnell stellt sich heraus, dass der Sarg modern ist. Ende August stellt ein Archäologe fest: Die Bandagen wurden maschinell hergestellt und stammen aus dem 20. Jahrhundert. Das Ergebnis der Durchleuchtung der Mumie im Computertomographen schien nur noch Formsache zu sein.
Echte Knochen und Hieroglyphen
Doch die Experten haben einen Befund parat, mit dem Lutz-Wolfgang Kettler nicht gerechnet hat: Unter dem Verband befinden sich die Knochen eines Kindes. Die Radiologen können den Schädel klar erkennen, in dessen linker Augenhöhle eine Pfeilspitze steckt. In einem Brett, auf dem das Skelett ruht, erkennen sie Hieroglyphen. Die Knochen sind aber nicht deutlich darstellbar. «Sie müssen mit etwas getränkt sein, das Metall enthält», spekuliert ein Facharzt in der «Kreiszeitung».
Der vermeintliche Touristennepp hat sich als Leiche entpuppt. «Jetzt gehe ich pietätvoller damit um», resümiert Lutz-Wolfgang Kettler. Er will seinen Fund nun einem Institut übergeben, das sich mit vergleichender Archäologie beschäftigt. Eine forensische Untersuchung wird endgültig Klarheit bringen, ob die Knochen antik sind – oder ob gar noch die Polizei ermitteln muss. Am Ende, so scheint es, passt die Geschichte doch nicht so gut in ein Kinderbuch.
(L'essentiel Online/phi)