Versorgung aus RusslandKönnte Luxemburg das Gas knapp werden?
LUXEMBURG – Da die Versorgung mit Gas aus Russland unsicher ist, hat das Großherzogtum eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um einen möglichen Gasmangel zu verhindern.
- von
- Thomas Holzer

Frankreich hat seine Einwohner dazu aufgerufen, «die Heizung etwas herunterzufahren», Deutschland hat am Mittwoch die erste Stufe des Gas-Notfallplans ausgerufen. In Erwartung eines möglichen Gas-Lieferstopps aus Russlands könnte auch Luxemburg im nächsten Winter mit Engpässen konfrontiert sein. Das Großherzogtum ist zu 25 Prozent über Belgien von Gas aus Russland abhängig und verbraucht jährlich etwa neun Terrawattstunden (TWh) Erdgas.
«Im Moment ist alles normal, aber die Situation könnte sich schnell ändern», erklärte Marc Reiffers, CEO von Creos, dem Betreiber des Strom- und Erdgasnetzes in Luxemburg, gegenüber L'essentiel. Das Risiko von Versorgungsschwierigkeiten werde aber sehr ernst genommen. Reiffers zufolge wäre es «sehr kompliziert», ausbleibende Gaslieferungen aus Russland kurzfristig zu kompensieren – im Fall, dass der Kreml den Gas-Hahn zudrehen oder die EU ihre Importe einstellen würde, um Druck auf Russland auszuüben.
«Ich bin für eine Verschärfung der Sanktionen, aber man muss realistisch sein»
Verteidigungsminister François Bausch (Déi Gréng), äußerte sich zurückhaltend gegenüber L'essentiel: «Ich bin für eine Verschärfung der Sanktionen, aber man muss realistisch sein und darf die Weltwirtschaft nicht zum Kippen bringen», sagte er und versuchte zu beruhigen: «Wir haben es nicht mit einer Knappheit zu tun. Die Bewohner müssen sich nicht vor einem Winter ohne Heizung fürchten.» Auch weil mögliche Engpässe vorhergesehen würden. So verfügt Creos über einen Drei-Phasen-Plan, um die Versorgung «priorisierter Kunden wie Krankenhäuser und Pflegeheime » zu schützen, wie Marc Reiffers erklärt. Die Industrie wäre demnach von möglichen Abschaltungen zuerst betroffen.
Die Frage der Gasversorgung steht auch auf europäischer Ebene im Fokus: Am Mittwoch unterzeichnete Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) mit mehreren europäischen Ländern (Belgien, Niederlande, Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich) eine politische Erklärung, um die Erdgasspeicherung zu koordinieren und zu verstärken. Zumal Länder wie Österreich oder Deutschland viel stärker von russischem Gas abhängig sind wie etwa das Großherzogtum.
François Bausch geht davon aus, dass Luxemburg mittelfristig ohne Gas aus Russland auskommen könne – etwa durch umfangreiche Investitionen in erneuerbare Energien. «Wir hätten das schon vor 20 Jahren tun sollen, wir müssen es beschleunigen», meinte Außenminister Jean Asselborn (LSAP) mit Blick auf eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus dem Ausland. Dem schloss sich auch Premierminister Xavier Bettel (DP) an: «Es ist eine Frage der strategischen Autonomie Europas, das in vielen Bereichen allzu oft zwischen den USA und Asien steht.»
Dass die Einwohner Luxemburgs in Erwartung einer möglichen Gasknappheit nun Duschen statt Baden müssen, hält François Bausch für überzogen, sagte aber: «Es ist immer gut, aufmerksam zu sein, auch aus Gründen der Kostenersparnis». Marc Reiffers teilt diese Meinung, appelliert aber auch an die Verantwortung jedes Einzelnen: «Die Preise sind explodiert. Den Gasverbrauch zu reduzieren ist gut für das System.»