Gefährliche Theorien – Kommt wegen Fake News die Corona-Pandemie?

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Gefährliche TheorienKommt wegen Fake News die Corona-Pandemie?

Während die einen versuchen, die Verbreitung des Virus Sars-CoV-2 aufzuhalten, bewirken andere das Gegenteil.

«Fake News verbreiten sich schneller und einfacher als das neue Coronavirus, und sie sind genauso gefährlich.» Das sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Wochenende an der Münchner Sicherheitskonferenz.

Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da. Laut Wissenschaftlern um Paul Hunter von der britischen Universität East Anglia können gezielte Falschinformationen und Verschwörungstheorien (siehe Bildstrecke oben) den Ausbruch von gefährlichen Erkrankungen wie dem Coronavirus Sars-CoV-2 verschlimmern und das Risiko einer weiteren Ausbreitung sogar erhöhen.

Falsche Infos, falsches Verhalten

Gemeinsam mit seiner Kollegin Julii Brainard untersuchte er in zwei Studien die Auswirkungen von Fake News auf das gesundheitsrelevante Verhalten von Menschen. Zwar konzentrierten sie sich dabei auf Grippe, Affenpocken und das Norovirus. Laut den Forschern können die Erkenntnisse aber auf den Umgang mit dem Ausbruch von Sars-CoV-2 übertragen werden.

Konkret zeigte sich in den Studien, dass falsche Informationen – egal welcher Art – zu mehr Fehlverhalten bei Epidemien führen und so deren Ausbreitung beschleunigen.

Beispiele für Risikofaktoren seien etwa das Nichtwaschen der Hände, das Teilen von Lebensmitteln mit Kranken, das Nichtdesinfizieren potenziell kontaminierter Oberflächen und das Versäumnis, sich selbst zu isolieren, so die Forscher.

Impfgegner sind schlechtes Vorbild

«Fake News werden ohne Rücksicht auf Genauigkeit hergestellt und basieren oft auf Verschwörungstheorien», sagt Hunter. Ihn besorgt, wie viele Menschen den haltlosen Informationen anhängen: Fast 40 Prozent der britischen Öffentlichkeit glaubten mindestens eine Verschwörungstheorie. In den USA und anderen Ländern seien es sogar noch mehr.

Wozu das führen kann, ließe sich am Beispiel der Masern-Impfgegner gut nachvollziehen: «Wir haben bereits gesehen, wie der Aufstieg der Anti-Vax-Bewegung zu einem Anstieg der Masern-Fälle auf der ganzen Welt geführt hat.»

Fake News verhindern heißt Leben retten

Es sei beängstigend, «dass Menschen eher schlechte Ratschläge über soziale Medien weitergeben als gute Tipps aus vertrauenswürdigen Quellen wie dem Nationalen Gesundheitsdienst, Public Health England oder der WHO», so Hunter weiter. Er empfiehlt, die Verbreitung von falschen Informationen und schädlichen Ratschlägen auf sozialen Medien zu unterbinden: «Das kann Leben retten!»

Auch der WHO-Chef macht sich für richtige Informationen stark. In München sagte er: «Wir kämpfen nicht nur gegen eine Epidemie, sondern auch gegen eine Infodemie.»

(L'essentiel/fee)

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