PolemikKreiselkunst wird urplötzlich zur Gefahr
ZERF – Ein Jahr stand das Kunstobjekt «Kleines Rasenstück» auf einem Kreisel in Zerf bei Trier. Dann liefen Motorradfahrer Sturm. Mit einem Erfolg für sich und einer Niederlage für die Kunst.

Das Werk «Kleines Rasenstück» hat die Gemeinde Zerf 25 000 Euro gekostet. Nun wurde es zwischengelagert.
Wer den Zerfer Kreisel in den vergangenen Monaten befuhr, an der B 268 zwischen Trier und Losheim gelegen, dessen Aufmerksamkeit wurde unweigerlich auch die Kunst in seiner Mitte gelenkt: eine große Installation aus meterhohen Zinkrohren, die Grashalme nachstellen. Vergangene Woche ist das 25 000 Euro teure Kunstwerk mit dem Namen «Kleines Rasenstück» abgebaut worden.
Der Grund? Motorradfahrer hatten in den vergangenen Wochen auf Internetforen massiv dagegen protestiert. Vom «Horrorkreisel» war die Rede oder auch von einem Kreisverkehr, der «zur tödlichen Waffe» umgestaltet worden sei. Selbst die «Bild»-Zeitung schaltete sich ein.
Kunstobjekt könnte Fahrer ablenken
Die Biker fühlten sich von der spitzen Kunst bedroht, die Installation stelle bei einem Unfall ein Sicherheitsrisiko dar. Die Gemeinde Zerf reagierte schnell und schickte ein Team aus Sicherheitsexperten zum Ort des Anstoßes, dabei war das Objekt nach dem Aufbau abgenommen worden. Nun war das Ergebnis ein anderes: Das «Kleine Rasenstück» musste abgebaut werden. «Die starke Wahrnehmung und Wirkung des Kunstwerkes, die sich erst nach der Installation zeigten, könnten zur Ablenkung der Verkehrsteilnehmer und in der Folge zu Unfällen führen. Diese Gefährdung galt es auszuschließen», hieß es anschließend zur Begründung.
Doch Klaus Maßem, der das Objekt gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen Werner Müller angefertigt hatte, sieht als Grund vor allem, dass die Installation zuletzt einige Beschädigungen davontrug. «Das Kunstwerk wurde hauptsächlich abgebaut, um es zu schützen. Durch die Hetze im Internet hat sich wohl so mancher berufen gefühlt, die Menschheit vor den gefährlichen Halmen zu schützen», sagt er mit einem Hauch Ironie. Er bedauere, dass negative Äußerungen zur Ästhetik des Kunstwerks mit dem Thema Verkehrssicherheit verknüpft und so Ängste geschürt worden seien. Bis zu 10 000 Fahrzeuge führen an der Stelle täglich vorbei, ein Unfall sei seit dem Aufbau an dieser Stelle nicht passiert.
Nun harrt das «Kleine Rasenstück» in einem Lager auf sein Schicksal. Mal sehen, ob es an anderer Stelle künftig in Ruhe weiterleben darf oder auch dort gleich wieder «abgemäht» wird.
Kerstin Smirr/L'essentiel Online