Luxemburger A.s.b.l.«La Voix des Survivant(e)s» verschafft Gewaltopfern Gehör
LUXEMBURG – Zwei brutale Tötungsdelikte an zwei Frauen haben Luxemburg in den vergangenen Wochen erschüttert. Ana Pinto, selbst ehemals Opfer häuslicher Gewalt, unterstützt mit ihrem Verein Betroffene, die ihrer Situationen entkommen wollen.
- von
- Marion Chevrier

Ana Pinto hat sich mit ihrem Verein der Opferhilfe verschrieben.
Ana Pintos Stimme zittert vor Emotionen – vor Wut über den Tod von Diana S. und den einer jungen Mutter, verursacht durch Hammerschläge ihres Mannes. «Es muss aufhören, es geht nicht mehr», fordert sie. Sie selbst ist ehemaliges Opfer von häuslicher Gewalt und über die Taten schockiert. «Aber nicht überrascht», sagt Pinto bestürzt. «Ich hoffe immer, dass solche Tragödien hier nicht passieren, aber Luxemburg bleibt nicht verschont», muss sie eingestehen.
Geprägt von ihren eigenen Erfahrungen hatte Ana Pinto beschlossen, mit einem gemeinnützigen Verein Menschen mit Gewalterfahrungen zu helfen. Seit der Gründung der A.s.b.l. «La Voix des Survivant(e)s» (Die Stimme der Überlebenden) im August, gingen viele Meldungen dort ein, sagt sie: «Wir erhalten sehr viele Anrufe und Nachrichten von Menschen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind, aber auch von Kindern, die sexuell missbraucht wurden.»
«Wir müssen unsere Jugendlichen aufklären»
«Als ich vor meinem Peiniger floh, um mein Leben und das meines Sohnes zu retten, ging ich ohne mich umzudrehen, ohne alles. Ich war hilflos, ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte», erzählt sie. Die A.s.b.l. will den Betroffenen helfen, indem sie alle notwendigen Informationen zentralisiert und «alle Bedürfnisse abdeckt, die eine Frau hat, wenn sie vor dem Täter flieht». Ana Pinto sagt: «Ich habe selbst Fehler gemacht, ich will nicht, dass jemand anders die gleichen macht.»
Neben der Unterstützung und Begleitung von Opfern widmet sich «La Voix des Survivant(e)s» auch der Präventionsarbeit. Seit einem prägenden Ereignis ist Ana Pinto an Schulen aktiv: «Ich hatte einen Streit zwischen einem Jugendlichen und seiner Freundin mitbekommen», erzählt sie. «Er hat sie beleidigt, weil einer seiner männlichen Mitschüler sie kontaktiert hatte. Dann hat er ihr das Handy weggenommen. Ich war schockiert. Mir wurde klar, dass das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau schon früh beginnt und dass wir dem Einhalt gebieten und unsere Jugendlichen aufklären müssen». Seit Beginn des Schuljahres hätten sie bereits fünf Lycées für Vorträge angefragt.
Um auch auf gesetzlicher Ebene etwas zu bewirken, will sich die A.s.b.l ein Jahr vor den Parlamentswahlen auch bei der Politik Gehör verschaffen. «Die Baustelle ist riesig, es gibt viele Dinge, die geändert werden müssen, damit Frauen ausbrechen können, ohne Angst alles aufzugeben».