Happy EndLöwe Malor ist wieder bei seiner Mutter
LÜNEBACH - Löwe Malor wird nach der Geburt von seiner Mutter verstoßen. Es dauert ein Jahr und vier Monate, bis er wieder mit ihr in einem Gehege zusammenkommt.

Aus dem kleinen Malor ist ein stattlicher Löwe geworden.
Sichtlich entspannt liegt der junge Löwe Malor neben seiner Mutter. Nur gelegentlich öffnet er die Augen, um am Gehege vorbeiziehende Besucher zu beobachten. Was normal scheint, ist aber im Eifel-Zoo in Lünebach (keine 20 Kilometer von der Luxemburger Grenze entfernt) etwas ganz Besonderes: Malor musste ein Jahr und vier Monate alt werden, um mit seiner Mutter zusammenleben zu können. «Es ist für mich das Größte, dass er jetzt mit seiner Mutter vergesellschaftet werden konnte», sagt die Zoo-Leiterin Isabelle Wallpott.
Anfangs sah es nicht so aus, als ob dies je passieren würde. Löwin Lira hatte ihren Nachwuchs nach der Geburt verstoßen: Sie kümmerte sich nicht um das 700 Gramm schwache Junge. Tierpfleger holten es schließlich aus dem Gehege. Wallpott nahm Malor mit nach Hause und zog ihn über Monate mit Milchfläschchen im Wohnzimmer groß. «Viele dachten damals, dass er nicht überlebt», erzählt die 35-Jährige.
Erst erwachsen werden
Im vergangenen Spätsommer war Malor dann in ein Gehege im Zoo umgezogen. Es grenzte an das seiner Mutter, aber für ein Zusammenführen war es noch zu früh. «Er musste erst ein stattlicher Löwe werden, der sich auch durchsetzen kann», erzählt Wallpott. Durch einen Gitterschieber konnten sich die beiden beschnuppern - aber Malor war noch lange ängstlich. Sein Vater Nazir war inzwischen an einem Nierenversagen gestorben.
«Irgendwann hat mir mein Bauchgefühl gesagt: Jetzt ist es so weit», sagt Wallpott. Das war vor wenigen Tagen. Malor wiegt inzwischen gut 150 Kilo. Doch spontan ging da gar nichts. Für den großen Moment musste ein Tierarzt mit Blasrohr bereitstehen, der die Tiere betäuben hätten können, wenn sie aufeinander losgegangen wären. Der Mediziner hätte auch notoperieren können. Alle Zoomitarbeiter hatten sich versammelt. «Wir waren aufs Schlimmste vorbereitet.»
Dann wurde der Schieber aufgezogen. Und: «Es passierte nichts.» Lira ging in Malors Gehege, Malor drehte sich um und legte sich mit dem Rücken zu Lira. «Das war der Vertrauensbeweis», sagt Wallpott. Kurz darauf legte sich Lira daneben. Das war's. «Sie sahen ganz friedlich aus, als wäre es nie anders gewesen.»
Die Erleichterung war groß. «Meine schlimmste Befürchtung war eigentlich, dass er nicht versteht, dass er Löwe ist. Weil er ja auf den Menschen geprägt ist und mit der Flasche aufgezogen worden ist.» Doch nun könne er endlich «richtig Löwe sein». «Die beiden verstehen sich super.»
Erkannt oder adoptiert?
Es sei «sehr unwahrscheinlich», dass die Löwin Malor noch als ihren eigenen Nachwuchs erkenne, sagt Tierexperte Mario Ludwig aus Karlsruhe. In der freien Natur sei es durchaus üblich, dass Löwinnen fremde Kinder «adoptierten» und sich um diese kümmerten. «Da geht ein Löwenjunges auch mal zur Tante», sagt er.
Malor hat seine Ziehmutter Wallpott trotzdem nicht vergessen. Kaum ist sie in der Nähe des Geheges, lässt er sie nicht aus den Augen. Die Tierpflegerin füttert ihm kiloweise Fleisch durch das Gitter - und krault ihn danach ausgiebig an Kopf und Hals. «Bitte nicht nachmachen!», gibt sie mit auf den Weg. Das mit Malor und ihr sei etwas Besonderes. Ins Gehege hinein geht sie aber schon lange nicht mehr. «Das wäre viel zu gefährlich.»
(L'essentiel/dpa)