LuxemburgAuf welche Hürden stoßen Eltern von hochbegabten Kindern?
LUXEMBURG – Kindern mit einer Hochbegabung angemessen zu betreuen, gestaltet sich für Eltern oftmals schwierig. Eine Einrichtung in Luxemburg will Betroffenen dabei unter die Arme greifen.
- von
- Nicolas Chauty

Wer einen IQ von mehr als 130 hat, gilt im Allgemeinen als hochbegabt.
Hochbegabung ist in aller Regel ein Grund zur Freude. Doch der Umgang mit Kindern, die einen überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten (IQ) aufweisen, ist gar nicht so einfach. Um zu dieser Kategorie Mensch hinzugezählt zu werden, muss man einen IQ von mehr als 130 aufweisen. Der Durchschnitt liegt bei einem Wert zwischen 80 und 119.
Laut Gauß-Kurve oder auch die sogenannte Gaußsche Normalverteilung – ein in der Stochastik wichtiger Typ stetiger Wahrscheinlichkeitsverteilungen – haben 2,2 Prozent der Bevölkerung einen IQ von mehr als 130. Demnach würden unter den insgesamt 53.000 Grundschulkindern Luxemburgs, etwa 1180 Hochbegabte zählen, wie Bildungsminister Claude Meisch (DP) vor einigen Wochen in einer parlamentarischen Antwort erklärt. Bei der Hälfte der allgemeinen Bevölkerung gehe man im Übrigen von einem durchschnittlichen Intelligenzquotienten – also einem IQ zwischen 80 und 119 – aus.
Würdest Du Dich zu den Hochbegabten zählen?
Seit 2018 gibt es in Luxemburg ein Zentrum für Kinder und Jugendliche mit Hochbegabung (CEJHP) mit Sitz in Leudelingen, das davon betroffene Kinder und ihre Familien zusätzlich unterstützt. «Manche Eltern fühlen sich ziemlich hilflos», stellt Zentrumsleiterin, Danielle Rode, fest. Und die «Stereotypen, die die Gesellschaft über Menschen mit überdurchschnittlichem IQ vermittelt, füttern das Gefühl der Überforderung zusätzlich». Innerhalb von fünf Jahren habe das CEJHP 951 Schüler aufgenommen, von denen «388 tatsächlich eine Hochbegabung aufwiesen und entsprechende Unterstützung benötigten», so die Leiterin.
Ängste und Sorgen der Eltern sind häufig enorm
Im Zentrum aufgenommen, beginnt dann eine individuelle Betreuung des Sprösslings. Denn seit 2018 gelten Kinder mit «sehr hoher» oder «extrem hoher» Intelligenz als Schüler mit besonderen Bedürfnissen, die eine «spezialisierte Betreuung benötigen, um ihr Potenzial entfalten zu können», erläutert Claude Meisch. Diese beinhalte die «psychologische, pädagogische und soziale Ebene», fügt Daniel Rod hinzu.
Das CEJHP zählt sechs Psychologen, vier Pädagogen, einen Psychomotoriker und sieben Fachlehrer, die die individuelle Förderung Betroffener von der Diagnose bis zur Umsetzung geeigneter Praktiken zu Hause und in der Klasse begleiten. Auch Schullehrer können hier ausgebildet und Eltern beraten werden. «Viele Familien haben zum Beispiel Angst, von Lehrern belächelt zu werden, wenn sie eine mögliche Begabung ihrer Sprösslinge erwähnen, andere haben Angst, ihren hochbegabten Kindern nicht gerecht werden zu können», so Zentrumsleiterin. Und genau darin bestehe die Herausforderung.
Doch auch positive Entwicklungen habe es in dem Feld laut Daniel Rod gegeben. So sei die Akzeptanz darüber, dass einzelne Schüler sich in ihren Fähigkeiten und Begabungen stark unterscheiden können, deutlich höher geworden. Als eine Art Außerirdische betrachte man Kinder mit überdurchschnittlichem Intelligenzquotienten demnach nicht mehr. Dennoch erinnert die Leiterin des CEJHP gleichzeitig daran, dass «das Diagnostizierung einer Hochbegabung gar nicht notwendig ist, wenn keine Schwierigkeiten beim Betroffenen vorliegen, genauso wie es im Falle von aufgetretenen Schwierigkeiten nicht unbedingt die Diagnose ‹Hochbegabung› ist die, die Lösung des Problems darstellt».