Arbeiten auf Hochtouren – Luxemburg drückt bei der Tram aufs Tempo

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Arbeiten auf HochtourenLuxemburg drückt bei der Tram aufs Tempo

LUXEMBURG - Das Großprojekt Tram ist voll auf Schiene, die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Worauf muss sich die Hauptstadt jetzt vorbereiten? «L'essentiel» hat nachgefragt.

Ein bisschen kahl sieht es momentan aus, das Glacisfeld in der Stadt Luxemburg. Der große Platz in Limpertsberg, er wird plötzlich zur baumfreien Zone – die hölzernen Riesen müssen der neuen Tram-Bahn weichen, die langsam, aber sicher ins Stadtbild der Hauptstadt drängt. Schon in wenigen Monaten sollen die ersten Gleise verlegt werden, nächstes Jahr im Herbst könnte dann schon die erste Tram mit Fahrgästen zwischen der Roten Brücke und der Luxexpo unterwegs sein.

Wie werden sich die Bauarbeiten für die Tram in den nächsten Monaten bemerkbar machen? Droht ein kompletter Stillstand im Straßenverkehr? Und wie reagiert man auf die Kritik von Bürgern und Verkehrsorganisationen? L'essentiel beantwortet fünf Fragen zur Großbaustelle Tram, die sich Staat und Hauptstadt 550 Millionen Euro kosten lassen.

Wo man in der Stadt den Bau der Straßenbahntrasse bereits beobachten kann:

Die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Gleise der Stater Tram haben bereits Mitte 2015 begonnen. «Derzeit arbeiten wir an drei Stellen gleichzeitig: Beim Glacis, vor dem Grand Théâtre und auf dem Kirchberg», berichtet Frédéric Belony, Technischer Direktor von Luxtram. «Die Baustelle auf dem Glacis wird Ende Juli vorübergehend gestoppt, damit die Schueberfouer problemlos über die Bühne gehen kann.» In Kirchberg werden momentan die Trassen für provisorische Bus-Haltestellen vorbereitet.

Gleichzeitig sollen die Gebäude des künftigen Betriebshofs der Tram, dem «Tramsschapp», nahe des Kreisverkehrs Serra, zügig aus dem Boden gestampft werden. «Wir kommen gut voran. Aber wir machen uns großen Druck, den Betriebshof möglichst schnell fertigzustellen. Schließlich sollen in den nächsten Jahren alle unsere Mitarbeiter dort einziehen», sagt Belony. Bis 2020 will Luxtram an die 250 Personen beschäftigen.

Warum die Bäume auf dem Glacisfeld gefällt werden müssen:

Auf dem Glacis soll ein komplett neuer Straßenzug entstehen: Mit zwei Fahrspuren für die Autos, einer Trasse für die Tram sowie einem Fußgänger- und einem neuen Fahrradweg. «Die Bäume standen leider im Weg und hätten bei den Arbeiten beschädigt werden können», sagt Belony. In drei bis vier Jahren sollen die 50 Bäume aber wieder unweit ihres alten Standorts eingepflanzt werden – bis dahin dürfen sie bei der Natur- und Forstverwaltung in Waldhaff Wurzeln schlagen. Insgesamt sollen nach Fertigstellung der Tram – sowohl in Limpertsberg als auch in Kirchberg – mehr Bäume stehen als vor den Bauarbeiten, betont der Direktor.

Vorher-Nachher-Vergleich: So soll die Tram-Trasse am Glacis aussehen:

Welche Auswirkungen haben die Bauarbeiten auf Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer und Geschäfte in der Stadt?

«Es wird in den kommenden Monaten nur sehr wenige Umleitungen geben», sagt Belony. «Der Verkehr kann während der Bauarbeiten durchgehend fließen.» Die Zufahrt zum Kirchberg soll stets auf je zwei Fahrspuren gewährleistet sein. Nur die Busse müssen vorübergehend über andere Routen fahren – Fußgänger und Radfahrer hingegen können ihre gewohnten Strecken stets problemlos passieren. «Informationen über Verkehrsbeeinträchtigungen werden zeitnah auf unserer Website und über die Presse veröffentlicht. Zudem gibt es viele Gespräche mit Geschäftsbetreibern entlang der gesamten Strecke, darunter vielen kleinen Boutiquen.»

Mitte 2017 sollen die Renovierungsarbeiten auf der Roten Brücke fertig sein – zeitgleich mit der Fertigstellung der neuen Umsteigeplattform Kirchberg-Pfaffenthal. Von dort aus sollen Pendler künftig per Seilbahn hoch zur Tram-Haltestelle auf dem Kirchberg befördert werden:

Vor dem Einkaufszentrum Auchan war bis Ende Januar ein Modell der neuen Tram ausgestellt. Diese Kritikpunkte haben Bürger und Lobbyorganisationen vor Ort eingebracht:

Laut Belony haben sich 25.000 Besucher das Tram-Modell im Dezember und Januar von innen angesehen: «Die Mehrheit der Rückmeldungen war positiv.» Allerdings gab es auch Kritik, vor allem an den Sitzen («zu kalt»), dem Boden («zu rutschig») und der Position der Haltegriffe. Auch die grelle Beleuchtung gefiel nicht jedem Besucher. Laut Belony gingen rund 200 technische Vorschläge ein, darunter auch von Experten für barrierefreie Zugänge oder der Radfahrer-Lobby Lëtzebuerger Vëlos-Initiativ. «Alle Vorschläge werden geprüft und fließen in die Planungen ein – natürlich immer unter der Berücksichtigung der Fahrgastsicherheit.»

Die Stadt Luxemburg wächst in rasantem Tempo, sowohl wirtschaftlich als auch demografisch. 2030 werden täglich 60.000 Menschen auf das Kirchberg-Plateau pendeln – doppelt so viele wie heute. Wie kann die Tram dieser Entwicklung Rechnung tragen?

«Genau aus diesem Grund gibt es das Projekt Straßenbahn, diese Entwicklung ist beim Bau bereits einkalkuliert», sagt Belony. Um ein schnelles Vorankommen zu ermöglichen, soll die Tram zwischen Pont Rouge und Luxexpo im Drei-Minuten-Takt verkehren. Die 21 Straßenbahnfahrzeuge des spanischen Herstellers CAF wurden zudem extra groß bestellt: 450 Fahrgäste haben in der Garnitur auf einer Länge von 45 Metern und einer Breite von 2,65 Metern Platz. Bei Bedarf können die Züge auch ausgebaut werden. Pro Stunde und pro Fahrtrichtung sollen so bis zu 10.000 Menschen transportiert werden. «Die Stadt Luxemburg entwickelt sich polyzentrisch: Schauen Sie nach Gasperich, Hollerich, Findel, auf den Kirchberg», sagt Belony. «Die Tram wird im Endausbau alle diese Viertel bedienen. Dadurch kann die Tram dazu beitragen, die Verkehrsprobleme von heute und von morgen zu lösen.»

(Jörg Tschürtz und Jonathan Vaucher/L'essentiel)

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