Regisseur im Interview: «Luxemburg ist mein kreativer Nährboden»

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Regisseur im Interview«Luxemburg ist mein kreativer Nährboden»

LUXEMBURG – Der Luxemburger Filmschaffende Ken Rischard hat einen Kurzfilm über die hiesige Stahlindustrie gedreht. Im L'essentiel-Interview erzählt er von den Herausforderungen beim Dreh.

von
Vanessa Strauch
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Istvan Pajor
Zurzeit tourt er mit seinem Kurzfilm «Glimmen» durch Europa, mit Stops in Saarbrücken, Teneriffa oder Tschechien.

Zurzeit tourt er mit seinem Kurzfilm «Glimmen» durch Europa, mit Stops in Saarbrücken, Teneriffa oder Tschechien.

Gijón International Film Festival

Gijón International Film Festival

Bevor es Ken Rischard 2012 für ein Tonmeisterstudium von Küntzig nach Wien verschlug, musizierte er viele Jahre am Luxemburger Konservatorium. Auch das Gymnasium absolvierte er mit Schwerpunkt Musik. Im Laufe seines Studiums zog es den 30-Jährigen immer mehr zum Film und seit 2015 realisiert er Filmprojekte: «Anfangs nur im studentischen Rahmen, nach und nach dann immer professioneller», erzählt der Küntziger.

Zurzeit tourt er mit seinem Kurzfilm «Glimmen» durch Europa, mit Stops in Saarbrücken, Teneriffa oder Tschechien. Auch beim LuxFilmFest wird er auf der Liste «Shorts made in/with Luxembourg» stehen. «Am Anfang versucht man es bei den großen Festivals, aber das kostet recht viel», erklärt Ken. Da sein Film eher in die experimentelle Richtung geht, musste er sich gezielter umschauen – mit Erfolg. Beim internationalen Filmfestival von Gijón im Nordwesten Spaniens, konnte er den Preis für den besten Dokumentarfilm mit nach Hause nehmen.

Luxemburgs unumkämpfter Markt

Apropos Zuhause: Das bezeichnet Ken Rischard selbst als kreativen Nährboden. «Glimmen», wie der Name es schon vermuten lässt, dreht sich um die Luxemburger Stahlindustrie im Süden des Landes, die Heimat des Regisseurs. «Es geht um den Verfall der Stahlindustrie und der Art Menschen, die tagtäglich diese manuelle Arbeit leisteten», denn für den Luxemburger stünden die Geschichten der ehemaligen Stahlarbeiter in einem enormen Kontrast zu dem, was Luxemburg heutzutage ausmache. «Am Ende des Tages und der harten Arbeit waren sie dennoch glücklich, etwas geschaffen zu haben.» Diesen Bezug gebe es heutzutage immer weniger, weshalb er diesen Film gedreht habe. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Oeuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte.

In Luxemburg gebe es Geschichten, die im Ausland noch wenig bekannt seien und die es für den Filmschaffenden zu entdecken gelte, sagt Ken. Ein unumkämpfter Markt, auf dem es «als Luxemburger tendenziell einfacher ist, an Fördergelder zu kommen». Davon könne er profitieren und somit seine Ideen realisieren, denn Luxemburg sei klein, speziell und noch nicht überall auf der Weltkarte angekommen. Dabei sei es ein positiver Nebeneffekt, bekannt zu machen, dass das Großherzogtum nicht nur durch Banken zu seinem Wohlstand gekommen ist, sondern in erster Linie durch die Stahlindustrie ein industrielles Erbe aufbauen konnte.

Gebäude am Drehort wurden heimlich abgerissen

Anfang 2020 war die Planung zur Umsetzung der Filmidee abgeschlossen, der Drehort stand fest, doch dann wurden die Grenzen geschlossen. Außerdem wurde in Luxemburg während der Pandemie davon profitiert, «im stillen Kämmerlein Gebäude abzureißen», so Ken Rischard. Wenn er seinen Film drehen wollen würde, solle er schnell einreisen, denn man sei dabei, die Gebäude am Drehort abzureißen, habe es in einem Telefonat mit der Amicale des hauts-fourneaux geheißen.

Seine Ideenschublade ist prall gefüllt und weitere Arbeiten sollen folgen: Sein nächster Film wird sich um die Kolonialgeschichte Luxemburgs in Belgisch-Kongo drehen. Dafür möchte er die Geschichte seiner Großeltern und einer dort entstandenen Freundschaft erzählen.

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