Neuer NotfallplanLuxemburg rüstet sich für Störfall im AKW Cattenom
LUXEMBURG - Die Regierung stellt einen neuen Maßnahmenplan für den Fall einer Nuklearkatastrophe in Cattenom vor. Besonders betroffen wäre der Süden.

Premier Xavier Bettel sowie die Minister Lydia Mutsch und Dan Kersch haben am Dienstag den Cattenom-Notfallplan präsentiert.
Was tun, wenn eine radioaktive Wolke aus dem AKW Cattenom Richtung Luxemburg zieht? 28 Jahre lang mussten die Bürger im Großherzogtum auf einen neuen Notfallplan für eine eventuelle Katastrophe im Reaktor neun Kilometer hinter der luxemburgischen Grenze warten. Seit Dienstag liegt der aktualisierte «Plan d’intervention d’urgence» (PIU) endlich vor. «Diese Regierung will sicherstellen, dass es im Notfall keine Überraschungen gibt. Es geht darum, besser zu verstehen, wer was bei einem Unfall zu tun hat», erklärte Premierminister Xavier Bettel bei einer Pressekonferenz. Der Plan fokussiert sich hauptsächlich darauf, welche Akutmaßnahmen in der unmittelbaren Gefahrenphase ergriffen werden sollen. Mithilfe eines neuen Prospekts und einer Website soll die Bevölkerung aufgeklärt werden.
Änderungen gibt es auch im Krisenstab: Neben dem Innen- bzw. Gesundheitsministerium wird künftig auch das Staatsministerium eingebunden. Auch die Mitwirkung der Bürger spielt eine wichtige Rolle. Diese werden aufgefordert, sich gegen Vorlage eines Schreibens, das ab Donnerstag verschickt wird, eine Ration Jod-Pillen als Vorsorge für einen Zwischenfall in Cattenom besorgen. Mehr als 250.000 Schachteln wurden bereits an die Apotheken und Kommunen ausgeliefert. Unternehmen haben die Möglichkeit, sich Gratis-Tabletten zu bestellen. Erwachsenen ab 45 Jahren wird eine Einnahme einer Jod-Tablette allerdings nicht empfohlen.
Evakuierungen für 60.000 Bewohner
Konkret sieht der Notfallplan Cattenom im Fall des Falles eine Evakuierungszone in einem Umkreis von 15 Kilometern rund um das Kraftwerk vor. Über 60.000 Einwohner in den Orten Bad Mondorf, Bettemburg, Dalheim, Düdelingen, Frisingen, Kayl, Roeser, Rümelingen, Schengen und Weiler zum Turm wären davon betroffen. Als Sammelpunkt werden die Grundschulen in den Gemeinden dienen, auch die Organisation obliegt den Kommunen. Geplant sind weitere regionale Auffangzentren. In Ettelbrück haben die Arbeiten dafür schon begonnen.
Bettel bekräftigte am Dienstag seine Forderung nach einer Schließung von Cattenom. Viel Hoffnung darauf sollte man sich allerdings nicht machen. «Das Atomkraftwerk ist für eine Betriebsdauer von mindestens 40 Jahren ausgelegt. Die nächste Überprüfung durch die ASN (Autorité de Sûreté Nucléaire), die über den weiteren Betrieb für die darauffolgenden zehn Jahre entscheidet, findet im Jahr 2016 statt», erklärt ein Sprecher des Kraftwerks auf Nachfrage.
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Infocrise.lu
(Thomas Holzer mit jt/L'essentiel)