SonnenfinsternisLuxemburg staunt über Naturschauspiel
LUXEMBURG – Die Sonnenfinsternis hat Tausende in Luxemburg begeistert. In der Abtei Neumünster warteten Astronomie-Experten sogar mit Teleskopen auf.

«Ich war als erste hier! Ich war so aufgeregt!». Marie-Anne ist extra aus Heisdorf nördlich von Luxemburg-Stadt in den Grund gekommen, um die Sonnenfinsternis zu beobachten. Seit 8.10 Uhr wartete sie darauf, dass die Mitarbeiter vom Museum für Naturgeschichte auf dem Platz in der Abtei Neumünster ihre Teleskope aufbauten. Denn dort veranstaltet das Museum am Freitagmorgen sein «Public Viewing» der Sonnenfinsternis.
Um 9.24 Uhr schob sich der Mond dann vor die Sonne und tauchte Luxemburg in ein organge-rotes Licht. Marie-Anne ist glücklich «Ich habe es vom ersten Pünktchen an gesehen«, sagt sie. Die ältere Dame hat ein «Sonnenfinsternis-Trauma». Bei der großen Eklipse im Jahr 1999 war sie extra nach Düdelingen gefahren, wo die Sicht am besten sein sollte. «Und ausgerechnet dort war bewölkt!», erklärt sie.
Große Teleskope für die Sonnenfans
Beinahe wäre das auch den Hunderten Sonnenanbetern auf dem Platz in der Abtei Neumünster widerfahren. Nur fünf Minuten vor dem astromischen Großereignis klarte der Himmel über Luxemburg-Stadt auf. «Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter», sagt Eric Buttoni, Physiker beim Museum. «Es ist selten, dass man es so schön sieht.» Vor allem in Luxemburg: «Der Luxemburger Himmel ist sehr oft wolkenverhangen.» Von zehn Beobachtungen, die das Museum organisiere, müssten acht abgesagt werden.
Museumsmitarbeiter und Astronomiefans haben gleich vier große Teleskope auf dem Platz in der Abtei aufgebaut, durch die die Schaulustigen in die Sonne blicken dürfen. Natürlich abgedeckt mit spezieller Folie, die nur einen Bruchteil des Lichts durchlässt. Auf einem Tisch sind «Venus-Scopes» aufgestellt – Pappschachteln, die über Spiegel und Linse die Sonne auf eine Mattscheibe projizieren. Und auch die besonderen Schutzbrillen wollten die Museumsmitarbeiter unter den Schaulustigen verteilen. Aber mit dem großen Andrang hatten sie wohl nicht gerechnet: Schon kurz bevor es losging, waren fast alle Brillen vergriffen. «Wir haben den Leuten gesagt, dass sie die Brillen mit anderen teilen sollen», sagt ein Museumsmitarbeiter. «Und das hat erstaunlich gut geklappt.»
Ihren Höhepunkt erreichte die Teil-Finsternis gegen 10.35 Uhr. Roby Post ist dabei ein besonders spektakuläres Foto gelungen: Mit seinem Handy hat er durch die Linse eines Teleskops fotografiert. Auf dem Bild sieht man die feuerrote Sonnenscheibe, den Mond – und sogar eine Sonneneruption. Voller Stolz stellt er das Bild direkt auf seine Facebookseite. Und um 11.30 Uhr war alles wieder vorbei: Das Licht in der Abtei Neumünster war wieder in ein kühles Gelb gewechselt. Oder, wie einer der Sonnenanbeter sagte: «Die Sonne hat uns wieder.»
(Tobias Senzig/L'essentiel)