LuxemburgWer steckt hinter den Social-Media-Konten der Politiker?
LUXEMBURG – Wenige Wochen vor der Parlamentswahl wird ordentlich die Wahlkampftrommel gerührt. Wichtiger Schauplatz hierfür sind die sozialen Netzwerke.
- von
- Yannis Bouaraba

Was genau erhoffen sich Politiker wie Taina Bofferding vom Politikmachen auf Facebook und Co.?
Taina Bofferding (LSAP) am Sitz der Vereinten Nationen in New York oder joggend im Central Park, Luc Frieden, der für die CSV im Regen Fahrrad fährt, oder Sven Clement, der für die Piraten durchs Land reist: Die heiße Phase im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen ist längst eröffnet und nicht selten werden Instagram, Facebook, X und TikTok zur Werbefläche der Politiker. Eine breite Gefolgschaft ist daher bares Gold wert. Auch wenn sich die Wahlkampf- Protagonisten dabei unterschiedlich ambitioniert zeigen.
Spitzenreiter in Sachen Abonnenten – wenig überraschend – ist Premierminister Xavier Bettel (DP). Die Reichweite über seine Social Media Kanäle umfasst etwa 350.000 Follower. Auch private Accounts würde er laut eigenen Angaben führen, deren Inhalte seien allerdings einem intimeren Kreis vorbestimmt. Doch was genau erhoffen sich Politiker wie der Regierungschef vom Politikmachen auf Facebook und Co.?
«Die Nutzung von sozialen Medien, einschließlich Instagram, ermöglicht eine direkte und gezieltere Kommunikation bezüglich der Arbeit des Ministers», erklärte indes eine Sprecherin von Wirtschaftsministers Franz Fayot (LSAP). Der Minister hat verschiedenen Mitarbeitern Zugang zu seinem Instagram-Account gewährt, um Inhalte rund um seine offiziellen Aufgaben zu posten, veröffentlicht aber auch selbst private Beiträge.
Dass sich der Piraten-Abgeordnete Sven Clement auf Social-Media-Terrain am wohlsten zu fühlen scheint, dürfte wenig überraschend sein, angesichts der Tatsache, dass er eine Agentur für digitale Kommunikation gegründet hat. Er ist auf allen Plattformen präsent, darunter auch TikTok, wo seine Videos mehrere Hunderttausend Aufrufe erreichen. Der Politiker veröffentlicht seine Inhalte selbst, allerdings haben auch seine Mitarbeiter einen Zugang, um die zahlreichen Kommentare unter seinen Post zu moderieren.
Die Justiz- und Kulturministerin Sam Tanson (Déi Gréng) hat einen distanziertere Haltung zu den sozialen Medien. «Es ist Teil der aktuellen Kommunikation, aber ich messe dem nicht übermäßig viel Bedeutung bei. Ich verbringe nicht viel Zeit damit», so die Ministerin. Sie betreut ihre Konten selbst, lediglich die Facebook-Seite verwaltet Partei. Ihren persönlichen Account hat sie nach einer Welle von Hasskommentaren nach einem Gesetzentwurf vor ein paar Jahren geschlossen. Zu den verschiedenen Plattformen sagt sie: «Die drei, die ich benutze, haben alle ihre Stärken. Ich mag die ästhetische Seite von Instagram. LinkedIn ist seriöser und X bietet die Möglichkeit, Newsfeeds zu abonnieren und über viele Themen auf dem Laufenden zu bleiben».
Ministerin für Inneres und Gleichstellung von Männern und Frauen, Taina Bofferding, hat Instagram für das Medium ihrer Wahl auserkoren. Ihr Geheimrezept scheint dabei der Mix aus persönlichen Inhalten und ihrer Arbeit. Aber auch professionelle Hände helfen ihr hier und da, um möglichst qualitative Inhalte zu produzieren. Der CSV-Kadidat Luc Frieden, der Instagram erst spät für sich entdeckt hat, hält das soziale Netzwerk für ein zusätzliches Kommunikationsinstrument. «Das war Neuland für mich, an das ich mich erst gewöhnen musste, aber jetzt fühle ich mich dort wohl», so der Spitzenkandidat.
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Das Informations- und Presseamt (SIP) der Regierung schreibt den Ministern zwar keine Regeln vor, hat aber 2014 zusammen mit dem Zentrum für Informationstechnologien des Staates (CTIE) einen Leitfaden für die Nutzung sozialer Medien erstellt, «der bewährte Praktiken und unverbindliche Empfehlungen enthält». In einer sich ständig verändernden digitalen Welt könnten diese zehn Jahre alten Richtlinien jedoch veraltet sein. Die Kommunikationsabteilung des Staatsministeriums dürfte demnächst eine Bestandsaufnahme der Situation vornehmen und arbeitet an Denkanstößen «oder Klarstellungen», die der nächsten Regierung vorgeschlagen werden sollen.