Internationale BeziehungenLuxemburger Geschäfte mit dem Iran liegen auf Eis
LUXEMBURG – Mehrere luxemburgische Unternehmen haben den iranischen Markt ausgekundschaftet. Aber der Ausstieg der USA aus dem Nuklearabkommen erschwert die Situation.

Wirtschaftminister Étienne Schneider (links) besucht die Wirtschaftmission 2016.
Es sollte ein Erfolgsmodell werden: Die Unterzeichnung des Atomabkommens im Jahr 2015 sollte dem Iran den Eintritt in die globalisierte Welt ermöglichen und damit einen riesigen, bisher unerschlossenen Wirtschaftsmarkt mit 82 Millionen Einwohnern für Hunderte westlicher Unternehmen öffnen.
Auch Luxemburg sprang rasch auf den Zug auf. Die Handelskammer organisiert zwei Wirtschaftsmissionen. Die erste im kleinen Rahmen im Juni 2015 mit einem halben Dutzend Teilnehmern und die nächste im Oktober 2016 in Anwesenheit des Wirtschaftsministers Étienne Schneider.
«Keine konkreten Projekte»
«Mit Sicherheit wurden bei diesen Gelegenheiten bereits Kontakte geknüpft», bestätigt Jeannot Erpelding, Direktor für internationale Angelegenheiten bei der Handelskammer. Viel ist davon anderthalb Jahre später nicht übrig.
«Die luxemburgischen Unternehmen sind nicht über die Vorbereitungsphase hinausgegangen. Es gibt kein konkretes Projekt, trotz der starken Nachfrage und des echten Willens der Unternehmen, auf den iranischen Markt vorzudringen», fasst der Spezialist zusammen. Die Entwicklung der internationalen Beziehungen mit dem kürzlichen Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Abkommen hat nicht geholfen. Ganz im Gegenteil. «Präsident Trumps Drohungen gegen Unternehmen, die weiterhin mit dem Iran zusammenarbeiten würden, erhöhen das Risiko», so Erpelding.
«Schlechte Verhandlungsgrundlage»
Gute Geschäfte auf dem iranischen Markt wollte auch Cargolux machen. Die jetzige Lage will die Frachtgesellschaft aber nicht kommentieren und weist lediglich darauf hin, dass es «keine kommerziellen Aktivitäten im Iran gibt». Auch ArcelorMittal teilt mit, dass es «im Falle der Luxemburger Standorte keine Handelsbeziehungen zum Iran gibt».
Die Firma Paul Wurth wird deutlicher: «Abgesehen von einer kleinen Randstudie über die Ballungsgebiete ist nichts geschehen. Unser Unternehmen hat große Projekte in den Vereinigten Staaten. Es wäre eine schlechte Verhandlungsgrundlage, wenn wir uns im Iran engagieren», sagt Laurence Kayl, Sprecherin des Industrieunternehmens.
Die Hindernisse können nicht allein auf die Umkehr der amerikanischen Regierung zurückgeführt werden. Aus dem westlichen Ländern sind finanzielle Transaktionen in den Iran schwierig, wenn nicht gar unmöglich. «Keine Bank auf dem Finanzplatz überweist Gelder in den Iran. Sie trauen sich noch nicht, ihnen ist das Risiko zu hoch», erklärt Jeannot Erpelding. Die BNP Paribas tat es doch und wurde von den amerikanischen Gerichten wegen der Umgehung des Embargos zu einer Geldstrafe von fast neun Milliarden Dollar verurteilt.
Bedürfnis nach einem vereinten Europa
Es ist schwer abzuschätzen, welche luxemburgische Unternehmen von einer Zusammenarbeit mit dem Iran profitieren könnten. Industrie, Automobilsektor, Consulting und sogar Kosmetik – eine positive Entwicklung könnte durch den Handel mit dem Iran in Branchen im Großherzogtum stattfinden.
Diese Aussichten sind jedoch in einem hohem Maße von der europäischen Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen in der Iranpolitik abhängig. «Luxemburg allein kann nicht viel ausrichten. Wir hoffen, dass sich Europa in dieser Frage einig ist», sagt Erpelding.
(Thomas Holzer/L'essentiel)