4400 Morde in 78 Jahren - Lynchjustiz ist in den USA jetzt ein Hassverbrechen

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4400 Morde in 78 JahrenLynchjustiz ist in den USA jetzt ein Hassverbrechen

US-Präsident Joe Biden hat mit seiner Unterschrift das Lynchen zu einem eigenen Straftatbestand in den Vereinigten Staaten gemacht. Biden unterzeichnete das Gesetz im Garten des Weißen Hauses.

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US-Präsident Biden unterschreibt das neue Gesetz, das Lynchmorde als Hassverbrechen einstuft.

US-Präsident Biden unterschreibt das neue Gesetz, das Lynchmorde als Hassverbrechen einstuft.

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Der Kongress befasste sich bereits vor mehr als 120 Jahren erstmals mit einem Gesetz gegen Lynchjustiz.

Der Kongress befasste sich bereits vor mehr als 120 Jahren erstmals mit einem Gesetz gegen Lynchjustiz.

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Der rassistisch motivierte Hass sei jedoch kein Problem der Vergangenheit, sondern bestehe weiter. «Er versteckt sich nur», so der US-Präsident.

Der rassistisch motivierte Hass sei jedoch kein Problem der Vergangenheit, sondern bestehe weiter. «Er versteckt sich nur», so der US-Präsident.

AFP

Das Gesetz, der Emmett-Till-Anti-Lynching-Act, ist benannt nach dem schwarzen Jugendlichen Emmett Till, dessen Ermordung im Sommer 1955 in Mississippi zu einem entscheidenden Moment in der Bürgerrechtsbewegung wurde. Seine trauernde Mutter bestand damals auf einen offenen Sarg, um allen zu zeigen, wie ihr 14-jähriger Sohn misshandelt worden war. Ein Cousin Tills, Pastor Wheeler Parker, stand neben Biden, als dieser das Gesetz unterschrieb. «Es hat lang gedauert», sagte er.

Der Kongress befasste sich bereits vor mehr als 120 Jahren erstmals mit einem Gesetz gegen Lynchjustiz. Bis März dieses Jahres hatte er es fast 200 Mal versäumt, ein solches Gesetz zu verabschieden, angefangen mit einem Gesetzentwurf, der im Jahr 1900 vom Abgeordneten George Henry White aus North Carolina, dem einzigen schwarzen Mitglied des Kongresses, eingebracht wurde.

Mehr als 4400 Afroamerikaner wurden getötet

Mehr als 4400 Afroamerikaner starben zwischen 1877 und 1950 durch Lynchmorde, vor allem im Süden des Landes, wie Biden erklärte. «Lynchjustiz war reiner Terror, um die Lüge durchzusetzen, dass nicht jeder nach Amerika gehört, nicht jeder gleich geschaffen ist», sagte der Präsident. Der rassistisch motivierte Hass sei jedoch kein Problem der Vergangenheit, sondern bestehe weiter. «Er versteckt sich nur», so der US-Präsident.

Das neue Gesetz ermöglicht es, eine Straftat als Lynchmord zu verfolgen, wenn eine Verschwörung zur Begehung eines Hassverbrechens zum Tod oder zu schwerer Körperverletzung führt, wie der Abgeordnete Bobby Rush erklärte, der die Vorlage maßgeblich vorantrieb. Das Gesetz sieht eine Höchststrafe von 30 Jahren Gefängnis und Geldstrafen vor. Das Repräsentantenhaus billigte den Entwurf am 7. März mit 422 zu drei Stimmen, wobei acht Mitglieder sich enthielten; den Senat passierte er einstimmig.

Der 14-jährige Till war 1955 von seinem Haus in Chicago zu Verwandten in Mississippi gefahren, als er angeblich einer weißen Frau nachgepfiffen hatte. Er wurde verschleppt, verprügelt und in den Kopf geschossen. Ein Stück Metall wurde ihm mit Stacheldraht um den Hals gebunden, und seine Leiche in einen Fluss geworfen. Zwei weiße Männer wurden angeklagt, von einer ausschließlich mit weißen Männern besetzten Jury aber freigesprochen. Die beiden sagten später einem Reporter, sie hätten Till entführt und getötet.

(L'essentiel/dpa/job)

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