Max Thommes«Man sollte Kind bleiben und aufmerksam sein»
LUXEMBURG – Der Luxemburger Max Thommes spielt im neusten ARD-«Tatort». Warum er vor der Ausstrahlung am Ostermontag nicht nervös ist und gerne auf deutschen Bühnen steht.

L’essentiel: «Tatort» ist in Deutschland Kult. Wie dachtest du über die deutsche Krimiserie, bevor du die Rolle in «Fünf Minuten Himmel» übernommen hast?
Max Thommes (Schauspieler): Meine Eltern haben das geschaut seitdem ich klein war. Aber ich war nie der große Tatortgucker, das war nicht mein Ding, obwohl ich wusste, dass das in Deutschland für einen Schauspieler eine sehr renommierte Rolle ist.
Und wie war die Reaktion deiner Eltern, als du die Rolle hattest?
Die haben sich sehr gefreut, sie haben immer hinter mir gestanden. Aber das ist eine Sache, mit der ich ihnen eine besonders große Freude machen konnte.
Was kannst du über deine Rolle erzählen?
Ich spiele Hendrik Koch, den Büro-Hilfskommissar. Er sitzt im Rollstuhl und ist die rechte Hand von Kommissarin Ellen Berlinger, die nach längerer Zeit in London wieder nach Freiburg kommt.
Das hört sich so an, als ob deine Rolle dauerhaft angelegt ist?
Es ist noch unklar, ob und wie der Freiburger Tatort weitergeht. Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Nicht nur von den Quoten, sondern auch von anderen Projekten des Teams. Aber meine Rolle könnte theoretisch weitergehen.
Generell schauen mehrere Millionen die «Tatort»-Folgen, am Folgetag wird dann darüber im Büro diskutiert und die Presse bringt lange Kritiken. Wie nervös bist du angesichts der Ausstrahlung am Ostermontag?
Allgemein gebe ich nicht viel auf Kritik. Ich habe den Film vor zwei Wochen auf dem Krimifestival in Wiesbaden gesehen und bin sehr zufrieden, weil er als Film sehr gut funktioniert. Ich stehe dahinter, und das ist wichtiger als Kritiken.
In Luxemburg hast du schon viele Rollen am Theater gespielt und derzeit stehst du auch in Leipzig mit dem Stück «Herzlfresser» auf der Bühne. Welche Eigenheiten haben die luxemburgische und die deutsche Theaterszene?
Ein sehr großer Unterschied ist, dass Theater in Deutschland auf Ensembles beruht, die über Jahre fest am Haus proben und spielen. In Luxemburg hat man Regisseure, die sich Schauspieler für sechs Wochen aussuchen und dann projektbezogen mit ihnen arbeiten. In Deutschland spielt man über einen längeren Zeitraum, da spielt man ein Stück 50 bis 60 Mal und kann sich auf viel mehr einlassen. Es ist schade, wenn man in Luxemburg etwas, an dem man hart gearbeitet hat, sofort wieder abgeben muss. Andererseits ist es schwer, als Gast in die deutschen Ensembles reinzukommen.
In welchen Projekten wird man dich dieses Jahr in Luxemburg und in Deutschland noch sehen?
Eine kleine Rolle in «Toy Gun» von dem Luxemburger Regisseur Marco Serafini habe ich vor ein paar Wochen abgedreht, da konnte ich mir viel abschauen. Mit «Leutnant Gustl» stand ich in Luxemburg bereits auf der Bühne und werde das im Sommer auch in Berlin spielen. Es ist super, dass wir das Stück nach Berlin holen konnten. Mit der Soloperformance «Das Radial» werde ich im Mudam und im Kasemattentheater sein.
Willst du dich langfristig lieber auf Theater oder Film konzentrieren?
Ich habe immer beides gemacht und beides gefällt mir sehr gut. Ich will auch die Grenzen zwischen den Kunstformen nicht so sehr ziehen.
Was war die größte Lektion, die du bisher als Schauspieler gelernt hast?
Eine wichtige Lektion gibt es nicht, es ist ein Beruf, in dem man ständig lernt. Alle Erfahrungen, die man im Leben lernt, sollte man speichern um sie abrufen zu können. Man sollte weiter Kind bleiben und aufmerksam sein.
(Sophia Schülke/L'essentiel)
Schauspieler Max Thommes
Max Thommes spielte bereits in den luxemburgischen Filmen «Der Taugenichts», «De Mammejong», «La belle Epoque» und «Diamant 13». Im Fernsehen wurde er 2011 durch die Serie «Weemseedet» bekannt. In der aktuellen «Tatort»-Folge von Katrin Gebbe («Tore tanzt») spielt Thommes den behinderten Kommissar Hendrik Koch.
Auch auf den Theaterbühnen kennt sich der Luxemburger aus: 2015 stand Thommes bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen auf der Bühne, 2013 in «Baal» in der Berliner Schaubühne und 2009 in «Antigone» im Théatre des Capucins.
Max Thommes wurde 1987 geboren und lebt in Berlin.
Public «Tatort»-Viewing
Wer am Ostermontag nicht allein vor der Glotze miträtseln will: Die Hauptstadt-Bar De Gudde Wëllen zeigt «Fünf Minuten Himmel» ab 20.15 Uhr im Public Viewing. Ab 19.30 Uhr steht dort auch Max Thommes Rede und Antwort - per Skype-Interview aus Berlin.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, eine Reservierung ist über die Facebookseite von De Gudde Wëllen möglich.