«Heilig’s Röckle» – Marx' Unterhose zur «großen Bescheißerey»

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«Heilig’s Röckle»Marx' Unterhose zur «großen Bescheißerey»

TRIER - Zeitgleich zur Heilig-Rock-Wallfahrt findet in Trier eine religionskritische Gegenveranstaltung statt. Ein Highlight: die angebliche Unterwäsche von Karl Marx.

Während ab Freitag eine halbe Million Pilger zur Heilig-Rock Wallfahrt in Trier erwartet werden, beginnt am Samstag im Kulturzentrum Tuchfabrik die passende Gegenveranstaltung. Denn zwischen April und Mai veranstaltet die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), die sich als «Think Tank für Humanismus und Aufklärung» versteht, ein alternatives Pilgerprogramm unter dem Titel «Heilig's Röckle!».

Zu den Highlights gehören neben einer kritischen Kunstausstellung zum Thema «Reliquie: Fetisch in Kirche, Kunst & Konsum» in der Tufa (Vernissage ist am Samstag, dem 14.04 um 19.30 Uhr) vor allem der Reliquienschrein des Trierer Künstlers Helmut Schwickerath, in dem die «Heilige Unterhos» des gebürtigen Trierers und Philosophen Karl Marx der staunenden Pilgerschar dargeboten wird.

Kritisch bis geistreich

Im Angebot sind außerdem Vorträge namhafter Kirchenkritiker, darunter der kritische Theologe Heinz-Werner Kubitza, der über den «Jesus-Wahn» aufklärt, oder die «Rote Ingrid» Matthäus-Maier, die unter dem Titel «Und trenne, was nicht zusammengehört» (Umdrehung des Wallfahrtsmottos «Und führe zusammen, was getrennt ist») über die Trennung von Staat und Kirche referiert.

Außerdem liest gbs-Vorstand und Philosoph Michael Schmidt-Salomon aus seiner Streitschrift «Keine Macht den Doofen!», und der Publizist Andreas Altmann aus seiner Autobiographie «Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend». Ebenfalls zu den üblichen Verdächtigen gehört Comic-Autor und Gay-Aktivist Ralf König, der aus seiner lästerlichen Bibeltrilogie «Prototyp, Archetyp und Antityp» vorträgt.

Flucht vorm «Teufelsmarkt»

Insgesamt also ein ebenso interessantes wie unterhaltsames Angebot für all jene Trierer, aber auch Besucher aus der Großregion, denen angesichts der offiziellen Wallfahrt mit ihren Pilgermassen und frommen Botschaften nach etwas Freidenkertum dürstet. Dass nicht nur heutzutage Bedarf an etwas kritischer Ironie bezüglich des kirchlichen Mega-Events besteht, daran kann nicht gezweifelt werden.

Denn wie der offiziellen Ankündigung von «Heilig’s Röckle!» zu entnehmen ist, haben die Heilig-Rock-Wallfahrten seit jeher «neben frommem Erschaudern auch heftigstes Kopfschütteln» ausgelöst. Reformator Martin Luther habe die Sache gar als «große Bescheißerey in Trier» bezeichnet, da der «Teufelsmarkt» den Gläubigen ein «verführlich, lügenhaft und schändlich Narrenspiel» vorgaukele.

(L'essentiel Online/mth)

Die «Heilige Unterhose» des Trierer Philosophen Karl Marx wurde den Veranstaltern zufolge 1990 im Nachlass von Marxens Haushälterin Helene Demuth gefunden. Laut Gerüchten soll ein mysteriöser «Geheimbund der Heiligen Unterhose» bereits beträchtliche Geldsummen gesammelt haben, um auch noch in den nächsten 500 Jahren Marxens Unterhose parallel zum «Heiligen Rock» ausstellen zu können, so dass die Heilig-Rock-Wallfahrt stets auch eine «Heilig-Hos'-Wallfahrt» sein wird.

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