Coronavirus«Massive Vorsorge ist ein schlechtes Signal»
ARLON/LUXEMBOURG – Ein belgischer Pharmakologe befürchtet, dass das Virus auch in Belgien zurückkehren könnte - über das Großherzogtum.

Ein belgischer Pharmakologe äußert sich besorgt über die hohe Zahl an Neuinfektionen in Luxemburg.
Angesichts der Zunahme von positiven Covid-19-Fälle in Luxemburg wächst auch die Besorgnis in den Grenzregionen des Großherzogtums. Und Gesundheitsexperten zögern nicht, ihren Standpunkt zu diesem Thema darzulegen. «Massive Vorsorge ist eine schlechte Idee. Es ist ein schlechtes Signal an die Bevölkerung», sagt Jean-Sébastien Goffinet, Pharmakologe am Krankenhaus Arlon.
Wie die Tageszeitung La Meuse berichtet, befürchtet er eine Rückkehr der Coronavirus-Epidemie im Süden Belgiens – über Luxemburg. «Wir glauben, dass die Epidemie, wenn sie zurückkehrt, von der luxemburgischen Seite kommt», sagte er in dem Interview. «Möglicherweise hat Luxemburg seine Bevölkerung zu schnell dekonditioniert.» Die Laxheit der Bevölkerung in Bezug auf die Einhaltung der Abstands- und Hygienemaßnahmen würde die hohe Zahl an Neuinfektionen erklären. Tatsächlich wurde am Donnerstag eine erneute Zunahme an Neuinfektionen in Luxemburg bestätigt. Wobei das Gesundheitsministerium 69 Infektionen bei fast 9000 Tests bestätigte.
Zahlen in Belgien sind beruhigend
Vor der Covid-19-Krise pendelten täglich fast 40.000 belgische Grenzgänger zur Arbeit ins Großherzogtum. Heute, mit den neuen Genehmigungen im Zusammenhang mit der Telearbeit, sind es weniger. Aber die Zahl der Pendler nimmt auf beiden Seiten der belgisch-luxemburgischen Grenze wieder zu – und erhöht gleichzeitig die Möglichkeit, sich mit dem Virus anzustecken. «In der luxemburgischen Bevölkerung hat es ein Übermaß an Vertrauen gegeben», erklärt Jean-Sébastien Goffinet, «die in Belgien angewandte Methode ist verbesserungsfähig, aber die Rückverfolgung funktioniert.»
Auch wenn Belgien zu Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang April stark betroffen war, so sind die Anfang Juli vom belgischen Gesundheitsbehörde Sciensano veröffentlichten Zahlen beruhigend. Demnach ist die Zahl der Infizierten in Belgien von insgesamt schätzungsweise 62.357 auf 84 positive Fälle zurückgegangen. In der an das Großherzogtum angrenzenden belgischen Provinz Luxemburg wurden bisher insgesamt 1474 Covid-19-Fälle registriert, nur 16 davon in der vergangenen Woche. Allerdings ist auch die Zahl der Tests geringer ist als im benachbarten Großherzogtum.
(fl/L'essentiel)