Flüchtiger Antivirus-KönigMcAfee und sein irres Katz- und Maus-Spiel
Die wirre Geschichte um den wegen Mordes gesuchten John McAfee geht weiter. Mal wird seine Verhaftung vermeldet, mal gibt der Gründer der gleichnamigen IT-Sicherheitsfirma ein bizarres Interview.

Ein einziges Rätsel: McAfees Blog, auf dem er Werbung für die Novelle «The Hinterland» von Chad Essley macht, auf der auch eine Belohnung für Hinweise zum Mord von Gregory Faull ausgeschrieben ist und auf der zu einem Belize-Boykott aufgerufen wird.
Die Nachricht war kurz und bündig. Im offiziellen Blog des 67-Jährigen whoismcafee.com war am Samstag zu lesen: «Wir haben einen unbestätigten Bericht bekommen, wonach John McAfee an der Grenze von Belize und Mexiko gefasst worden ist.» Weitere Informationen würden folgen, hieß es.
Doch da kam nicht mehr viel. Es wurde noch kolportiert, dass er mit einer Frau zusammen gesehen wurde. Polizisten in Belize City dementieren nun laut slate.com die Gerüchte. Das sei alles nicht wahr, so der Polizeihauptmann von San Pedro, Daniel Guerrero. Zwischenzeitlich ist auch whoismcafee.com zurückgekrebst; die Festnahme sei nicht verifiziert.
Wirres TV-Interview
Die Berichte über seine angebliche Festnahme kamen just einen Tag nach einem bizarren Interview, das McAfee dem Nachrichtensender CNN gegeben hatte. Es wurde nach langem geheimnisvollen Hin und Her in einem «sicheren Haus» aufgenommen. McAfee sah man zum ersten Mal nach seiner Flucht. Die drei Wochen seien überhaupt nicht lustig gewesen, sagte ein sichtlich gezeichneter McAfee. Im Hintergrund der Raumes ein Holzbett, karge Wände. «Ich vermisse mein Leben, muss auf vieles verzichten, kein Gas, wenig Essen. Doch jetzt gerade sind wir ziemlich glücklich, wir haben einen Herd, eine heiße Dusche.» Auf wen sich das «wir» bezieht, ist unklar. Auf die Frage des CNN-Reporters, wie dies alles enden soll, meinte McAfee resigniert: «Ich habe keine Ahnung. Ich werde weiterkämpfen, mich keinesfalls ergeben.» Ob er Angst habe? «Hättest du keine Angst?» Zum Schluss machte er Werbung für seinen Blog.
McAfee hatte seinen Blog eingerichtet, um der seiner Meinung nach falschen Berichterstattung über seine Person entgegenzutreten. Nun scheint es aber, dass er damit seine Verfolger bewusst in die Irre leiten will. Das glaubt zumindest Journalist Jorge Aldana zu wissen, der sich vor Ort des rätselhaften Falles angenommen hat.
McAfees Film im Kopf
Die Polizei in Belize spielt alles etwas herunter. Man wolle ihn lediglich zum Mordfall befragen. Man habe überhaupt keinen Grund, ihn festzunehmen. McAfee lebe in einer komischen Welt, meint Polizeihauptmann Guerrero. «Ich glaube, er erlebt einen Film in seinem Kopf, und er genießt diesen Film.»
Anonyme Quellen, bewusste Irreführung?
McAfees Film hat tatsächlich einen abenteuerlichen Plot: McAfee gab an, er fürchte um sein Leben. Die Behörden in Belize seien hinter ihm her, seit er es abgelehnt habe, für den Wahlkampf eines örtlichen Politikers zu spenden. Das von ihm gegründete Unternehmen für Viren-Schutzprogramme verkaufte McAfee in den 1990er Jahren und erzielte damit Millionenbeträge.
(L'essentiel Online/kub)