Mit 84 Jahren – Medienmogul Leo Kirch ist tot

Publiziert

Mit 84 JahrenMedienmogul Leo Kirch ist tot

Der Medienunternehmer Leo Kirch ist tot. Im Alter von 84 Jahren starb der Gründer der Kirch-Gruppe am Donnerstag.

Leo Kirch ist am Donnerstag verstorben.

Leo Kirch ist am Donnerstag verstorben.

DPA

«Unser geliebter Ehemann, Vater, Bruder, Dr. Leo Kirch, ist heute im Kreise seiner Familie friedlich verstorben. Wir sind sehr traurig», ließ seine Familie in München mitteilen.

Leo Kirch war jahrzehntelang einer der mächtigsten Medienunternehmer in Deutschland. Aus dem Nichts hatte er einen der größten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10 000 Beschäftigten aufgebaut. Neben der größten Spielfilm-Sammlung mit weit über 10 000 Titeln sowie rund 40 000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, SAT1, N24 und DSF.

Risikobereit und gewieft

Jahrzehntelang war Kirch die graue Eminenz der deutschen Medienlandschaft. Kirch galt als unersättlich, gewieft und risikobereit - eine Kombination, die nicht nur seine Gegner fürchteten. Auch in der Öffentlichkeit mischte sich die Bewunderung für den «Herren der Filme» mit zunehmender Größe seines Konzerns mit einer Furcht vor einem übermächtigen «Big Brother» aus Bayern. Wie bei kaum einem anderen deutschen Unternehmen war der Name des Gründers verknüpft mit dem seines Konzerns. Lange Zeit konnte er aus seinem Büro in der Firmenzentrale in Ismaning bei München ohne Kontrollmechanismen Milliarden bewegen und die deutsche Medienkonkurrenz in Angst und Schrecken versetzen.

Einen seiner wenigen öffentlichen Auftritte hatte Kirch im Mai 2008 als Trauzeuge bei der zweiten Hochzeit von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, mit dem er persönlich befreundet war. Die guten Kontakte Kirchs zu einflussreichen Politikern und großzügige Kredite der Banken trugen in Kirchs besten Jahren zum Eindruck des machtbesessenen Medienmoguls bei. «Wenn Leo Kirch in Schwierigkeiten kommt, freut sich halb Deutschland», schrieb der Medienwissenschaftler und SPD-Politiker Peter Glotz im Juni 1998 über den «ungeliebten Tycoon». Damals war die Fusion des Digitalfernsehens DF1 mit Premiere untersagt worden - für Kirch eine schwere Niederlage.

Verbindungen auch nach Luxemburg

Kirch hatte in den 90er Jahren auch Kontakte nach Luxemburg. So war die luxemburgische TV-Firma CLT-UFA gemeinsam mit der KirchGruppe am deutschen Pay-TV-Sender Premiere beteiligt, zog sich 1999 allerdings wieder zurück.

Bis zuletzt schaffte es Kirch nicht, mit seinem Traum vom Bezahlfernsehen Geld zu machen. Am Ende wurden ihm die Milliardeninvestitionen in Premiere und das waghalsige Engagement in der Formel 1 zum Verhängnis. Wie ein Kartenhaus brach sein Imperium im Frühjahr 2002 zusammen. Kirch verabschiedete sich damals in einem Brief von den Mitarbeitern, dankte ihnen für die treue Zusammenarbeit und wünschte Ihnen «Gottes Segen».

Noch bis zuletzt Unternehmer

Aber Kirch hat trotz der Pleite viel bleibendes hinterlassen. Seine Firmengruppe wurde unter neuen Besitzern aufgeteilt und existiert größtenteils noch immer, die meisten Beschäftigten konnten ihre Jobs behalten. Für die Insolvenz machte Kirch den früheren Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer verantwortlich, der sich in einer kritischen Phase öffentlich über die Kreditwürdigkeit der Kirch- Gruppe geäußert hatte. Kirch überzog Breuer und die Deutsche Bank mit Klagen, in denen er milliardenschweren Schadenersatz forderte. Im März trafen die beiden in einem Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht erstmals aufeinander. Kirch saß nach jahrelanger Krankheit im Rollstuhl, machte dabei aber einen fast vergnügten Eindruck.

bei der WM 2010 wollte Kirch im Alter von 83 Jahren, inzwischen schon fast blind, noch einmal mitmischen. Seinen Plan für schwimmende Luxushotels in den Häfen der südafrikanischen WM-Städte Durban und Port Elisabeth blies er kurz vor Beginn aber mangels Nachfrage ab. Leo Kirch blieb zwar bis zuletzt Unternehmer - aber nicht mehr um jeden Preis.

L'essentiel Online/dpa

Deine Meinung