Gummistiefel-Weitwurf – «Mein Nachbar trainiert die Würfe im Garten»

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Gummistiefel-Weitwurf«Mein Nachbar trainiert die Würfe im Garten»

KAYL – Am Sonntag sucht Kayl den 8. Meister im Gummistiefelweitwurf. Wir haben nachgefragt, welche Talente nötig sind, um Chancen auf den Sieg zu haben.

«L’essentiel Online»: Herr von Maes, Sie sind Präsident des Syndicats d’Initiative in Kayl und organisieren seit 8 Jahren die Gummistiefelweitwurfmeisterschaft. Bei wie viel Metern liegt Ihr eigener Rekord?
Jos van Graes:
Darüber herrscht Stillschweigen. Aber ich beherrsche die Wurftechnik.

Welche Technik wird denn allgemein angewendet?
Die Haltung ist bei den meisten Teilnehmern wie beim Diskuswerfen, manche drehen sich auch im Kreis bevor sie den Abwurf meistern. Wichtig ist, dass man die Richtung beibehält. Das schwieirg, denn der Stiefel ist ja nicht aerodynamisch und dreht sich. Das Gelände ist zur Sicherheit aber abgesperrt.

Ist das Publikum in Gefahr?
Normalerweise nicht. Im letzten Jahr hat ein Zuschauer einen Stiefel auf die Nase bekommen. Aber die Ambulanz ist immer in der Nähe.

Wie weit muss man werfen, wenn man Chancen auf den Sieg haben will?
Der Rekord aus dem Jahr 2011 liegt bei 36,88 Meter bei den Herren und bei 22,40 Meter für die Damen. Das ist aber noch weit entfernt vom internationalen Niveau. In Skandinavien, wo Gummistiefelweitwurf quasi Volkssport ist (siehe Infokasten), erreichen die Werfer gut 60 Meter. Bei uns ist das Feld aber nur 45 Meter lang, es läuft kegelförmig zu. Wer es schafft über die Endmarkierung zu werfen, dem spendiere ich ein Ticket, damit er bei der nächsten Weltmeisterschaft antreten kann!

Wer macht mit und wie gut sind die Teilnehmer trainiert?
Bei gutem Wetter treten schon etwa 300 Teilnehmer an. Sie kommen aus Kayl, aber wir hatten auch schon Besucher aus Kanada, Schweizer und Deutsche, manche kommen als Verein und messen sich in der Gruppen-Kategorie. Die werfen aber nicht weiter als wir auch. Mein Nachbar zum Beispiel trainiert in seinem Garten.

Wie kam der Gummistiefelweitwurf-Wettbewerb nach Kayl?
Die Idee hatte der ehemalige Polizeikommissar. Wir waren erst skeptisch, aber dann haben wir zum Test wir ein paar Leute gefragt. Sie haben alle gelacht, aber im positiven Sinne. Also haben wir zugestimmt.

War die Idee, ein Dëppefest ein wenig aufzumotzen?
Naja, wir haben schon immer gute Feste organisiert, aber jetzt kommen die Leute natürlich auch für die Stiefel. Und wer einmal mitgemacht hat, kommt oft wieder, sei es um den eigenen Rekord zu verbessern.

Können Sie sich vorstellen, einen internationalen Wettbewerb auszutragen?
Wir haben da keine Ambitionen. Allein der Spaß zählt. Der Wettbewerb bedeutet großen Aufwand für uns. Das Areal muss planiert und gekennzeichnet werden, wir brauchen Leute, die vertrauenserweckend genug sind, um die erreichten Weiten zu messen. Das übernehmen die Jungs von der Feuerwehr. Es steckt schon einige Logistik dahinter, wir brauchen gut 30 Leute.

Wenden Sie internationale Standards an?
Nein, wir haben unsere eigenen. Unser Feld ist kleiner, aber immer gleich. Außerdem stellen wir die Stiefel in jeder Kategorie zur Verfügung, damit es gerecht zugeht.

Fliegt da eine ganze Gummistiefel-Mode-Kollektion durch die Gegend?
Trends gibt es am ehesten bei den Kindern. Die Stiefel für die Kleinen sind gelb und wiegen weniger.

(Sarah Brock/L'essentiel Online)

Wie kann ich mitmachen?

Stiefel werden zur Verfügung gestellt.

Zwei Würfe kosten 1,- Euro.

Wettbewerb in sechs verschiedenen Kategorien: Kinder, Jugendliche, Veteranen, Gruppen (4 Leute), Frauen und Männer

Die Finnen haben’s erfunden

Die Disziplin des Gummistiefelweitwurfs stammt der Legende nach aus Finnland. Andere Überlieferungen sehen den Ursprung in Neuseeland. Seit 1992 finden Weltmeisterschaften statt.

Der Weltrekord bei den Herren liegt laut Wikipedia bei 67,31 Meter, für Damen bei 49,35 Meter. Beide Rekordhalter sind demnach Finnen.

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