Roman Bürki – «Mein Vater hat meine Karriere gerettet»

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Roman Bürki«Mein Vater hat meine Karriere gerettet»

Roman Bürki hat seinen Aufstieg zur Nummer eins beim BVB einem Mentaltrainer und seinem Vater zu verdanken.

Roman Bürki hat ein Ritual: Auch heute wird er vor dem Anpfiff gegen Eintracht Frankfurt seinen Kaugummi ins eigene Tor kicken und sagen: «Du bist der Einzige, der heute reingeht.» Sein Vorsatz geht dabei nur selten in Erfüllung, denn die Statistik spricht eine andere Sprache. In seiner ersten Saison bei Borussia Dortmund kassierte der Schweizer Torwart im Schnitt ein Tor pro Spiel. Ein Jahr später waren es schon 40 Gegentreffer, und letzte Saison musste er sogar 47-mal hinter sich greifen.

«Statistiken sind für Journalisten interessant, für mich aber nicht relevant», sagt Bürki, der in Dortmund nach der Verpflichtung von Landsmann Marvin Hitz starke Konkurrenz erhalten hat, aber immer noch die Nummer eins ist. Er besinnt sich auf seine Stärken: die explosive Athletik und extreme Reaktionsfähigkeit. Seine Ausstrahlung lässt dabei vor allem bei den weiblichen Anhängern die Herzen höher schlagen, zuweilen sorgt aber allein sein riskantes Verhalten mit dem Ball für erhöhten Puls.

Bürki am Pranger

Immer wieder wird der 27-jährige Berner nach missratenen Abwehrversuchen oder groben Fehlpässen vom Boulevard durch den medialen Fleischwolf gedreht. Schlagzeilen wie «Bürki wie eine Gürki» oder Parolen wie «Lieber ohne Bürki als ohne Fans» fliegen dem Torwart um die Ohren. Bei unglücklichen Gegentoren musste er vielfach als Sündenbock herhalten, gefallen ließ er sich die Pfiffe der Fans nicht immer. «Das sind Leute, die nicht viel Ahnung haben von Fußball», sagte er einmal, als er gegen Freiburg bei einem Schuss aus 40 Metern danebengriff.

Die Aussage erwies sich als Bumerang. «Das war ein Fehler. Das habe ich dann auch zu spüren gekriegt», gesteht Bürki im Interview mit Eurosport. Seine teils unbedarfte, aber auch unberechenbare Seite spiegelt sich auch in seinem Spiel, das von genial bis grotesk reicht. Die Aufarbeitung passiert dabei im kleinen Kreis: «Ich weiß oft selber, was ich falsch gemacht habe. Die Fehler werden dann intern besprochen und analysiert», erklärt Bürki, der schon als Jugendlicher von einem Mentaltrainer begleitet wird. «Jede Kleinigkeit, die hilft, sollte man als Spieler in Anspruch nehmen, um eine konstante Leistung zu bringen.»

Geprägt hat ihn ein Erlebnis bei den Young Boys Bern, als er als Teenager – geplagt von der Angst des Scheiterns – das Probetraining absagen wollte. Der FC Thun hatte ihm zuvor einen Korb gegeben. «Ich war einfach enttäuscht, dass es bei einem Club nicht geklappt hat, und dann kommt YB, ein noch größerer Club», erzählt Bürki und erinnert sich, wie sein Vater ihn richtig gezwungen hatte, den nächsten Termin trotzdem wahrzunehmen. «Das hat schlussendlich meine Karriere gerettet.»

(L'essentiel)

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