Afghane in Luxemburg – «Meine Familie ist in großer Gefahr und versteckt sich»

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Afghane in Luxemburg«Meine Familie ist in großer Gefahr und versteckt sich»

LUXEMBURG – Afghanen, die im Großherzogtum leben, machen sich zunehmend Sorgen um ihre Verwandten in der Heimat.

Zwei Mal ist der Asylantrag von Nesar Ahmad bislang abgelehnt worden.

Zwei Mal ist der Asylantrag von Nesar Ahmad bislang abgelehnt worden.

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«Mit den neuen Taliban-Regeln ist meine Schwester eine Gefangene zu Hause. Sie darf nur mit ihrem Vater oder ihrem Ehemann ausgehen. Aber unser Vater ist alt und sie ist nicht verheiratet», schildert Jawid die Situation in seinem Heimatland. Der heute 28-Jährige kam 2015 nach einer langen Flucht in Luxemburg an und wurde als Flüchtling anerkannt. Ende 2019 eröffnete er ein afghanisches Restaurant in Ettelbrück. Er hat sich integriert und Sprachkurse und eine Lehre absolviert. In den letzten Tagen habe er viele Nachrichten von Freunden und Bekannten aus dem Großherzogtum erhalten.

«Alle haben Angst und waren sehr überrascht, dass sich die Situation dort so schnell geändert hat. Wir haben keine Möglichkeit, unseren Verwandten zu helfen.» Auch in finanzieller Hinsicht sei das Land von der Welt abgeschnitten, berichtet Jawid weiter. Er verfolge ständig die Nachrichten im Internet. So wie ihm geht es auch dem 26-jährigen Nesar Ahmad. Nesar stammt ursprünglich aus Kabul, lebt in einem Flüchtlingslager und besuchte das Lycée classique in Echternach und das Lycée technique du Centre.

Seit seiner Ankunft im Jahr 2018 wurde sein Asylantrag zweimal abgelehnt, im Juli 2019 und im Juli 2021. «Die Antwort war, dass Kabul ‹sicher› sei und ich zurückkehren könne. Ich weiß nicht, was mit uns geschehen wird. Meine Familie befindet sich in einer schrecklichen Situation. Mein Vater ist Lehrer für Naturwissenschaften und Gegner der Taliban.», berichtet der 26-Jährige. Der Vater werde verfolgt. Er selbst habe das das Glück gehabt, entkommen zu können und wieder im Großherzogtum leben zu können. Nesar sorgt sich besonders um seine Verwandten: «Meine Familie ist in großer Gefahr und versteckt sich.» Nach Angaben der Afghan-Lux Community Outreach ASBL leben im Großherzogtum zwischen 1500 und 1800 Afghanen, von denen 745 einen Flüchtlingsstatus hätten. Gestern forderte die Beratende Kommission für Menschenrechte, dass die in Luxemburg lebenden Afghanen, deren Asylanträge abgelehnt wurden, so schnell wie möglich «den Status von Personen mit internationalem Schutzstatus» erhalten sollten.

(nm/L'essentiel)

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