Klare ZeichenMichel Platinis Ende scheint besiegelt
Die Uefa setzt im Kampf um den Fifa-Thron auf Plan B und schickt Gianni Infantino ins Rennen. Ein deutliches Zeichen – gegen Uefa-Boss Michel Platini.

Ausgerechnet seine rechte Hand, Generalsekretär Gianni Infantino, schickt die Uefa ins Rennen. Am Montagnachmittag, wenige Stunden vor Ablauf der Bewerbungsfrist, gab die Uefa die Kandidatur des Schweizers, ihren Plan B für die Neubesetzung des Fifa-Präsidiums vom 26. Februar 2015, bekannt. Schlechte Nachrichten für Uefa-Präsident Michel Platini. Der europäische Verband wendet sich damit gegen seinen Chef.
Als Platini Ende Juli seinen Anspruch auf den Fifa-Thron geltend gemacht hatte, galt er als aussichtsreicher Kandidat im Kampf um Blatters Nachfolge. Doch nach der Bekanntgabe der umstrittenen Zahlung Blatters an Platini über zwei Millionen Euro, wurden die Karten neu gemischt. In der offiziellen Mitteilung, in welcher die Uefa die Kandidatur Infantinos publik macht, wird der provisorisch für 90 Tage gesperrte Franzose mit keinem Wort erwähnt.
Noch eine schlechte Nachricht
Darüber sei Platini überrascht, heißt es aus seinem Umfeld. Zwar habe Infantino dem Exekutivkommitee am Montag mitgeteilt, dass er sich zurückziehen würde, sollte der Uefa-Boss vom Vorwurf freigesprochen werden, doch der Montag, 26. Oktober 2015, wartete mit einer weiteren schlechten Nachricht für den 60-jährigen Franzosen auf. Platini scheiterte mit seinem formellen Einspruch bei der Fifa-Ethikkommission. Dies bestätigten seine Anwälte. «Dieser Einspruch wird weiter geprüft. Ein Zeitpunkt der Entscheidung wurde nicht mitgeteilt.»
Noch am 15. Oktober hatte die Uefa ihrem Präsidenten trotz Suspendierung volle Rückendeckung versprochen. Einstimmig. «Wir unterstützen Michel Platinis Recht auf ein gerechtes Verfahren und sein Recht, seinen Namen reinzuwaschen», sagte damals Infantino. Klar, der Uefa lief angesichts der Bewerbungsfrist die Zeit davon, aber in nur zehn Tagen wurde klar, dass Platinis Ruf mit keinem Wasser dieser Welt wieder reingewaschen werden kann.
Sollte dies nicht passieren, was sehr, sehr wahrscheinlich ist, muss der Franzose seine Pläne endgültig begraben und auch als Uefa-Präsident abtreten. Überhaupt dürfte seine Funktionärskarriere damit am Ende sein.
(L'essentiel/als)
Wer ist Gianni Infantino?
Seit 2000 arbeitet der 45-jährige Rechtsanwalt aus Brig-Glis für die Uefa, seit 2009 ist er Generalsekretär des europäischen Fußballverbandes. Vor seiner Tätigkeit bei der Uefa hatte der Vater von vier Kindern für das Zentrum für Sportstudien (Cies) an der Universität Neuchâtel gearbeitet und Berater verschiedener Fußballgremien in der Schweiz, Italien und Spanien. Infantino spricht Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Arabisch.