Aus AngstMitarbeiter verhökern ihre Facebook-Aktien
Sie befürchten, eine neue Blase könnte platzen: Immer mehr Facebook-Mitarbeiter verlassen das Unternehmen, um ihre Mitarbeiteraktien zu Bargeld zu machen.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg laufen die Mitarbeiter aus den Anfangszeiten weg. Denn sie wollen ihre Mitarbeiteraktien zu Geld machen. (Bild: Keystone)
Die aktuelle Wertsteigerung von Internetfirmen ist unglaublich. Innerhalb der Jahresfrist ist beispielsweise der Unternehmenswert von Facebook von 50 auf 70 Milliarden Dollar gestiegen. Und bei einem geplanten Börsengang 2012 wird sogar über einen Wert von 100 Milliarden spekuliert. Das freut auch die Mitarbeiter. Schließlich klettert damit der Wert ihrer eigenen Beteiligungen. «Doch es kann nicht ewig aufwärts gehen», mögen sich diverse Angestellte denken. Aus Angst davor, dass die astronomische Kurssteigerung ihrer Firmenaktien schon bald in einem jähen Fall enden könnte, ergreifen sie drastische Maßnahmen: Sie verlassen das Unternehmen.
Laut der «New York Times» sollen bereits rund 100 Mitarbeiter aus der Gründungszeit von Facebook das Unternehmen verlassen haben. Obwohl Facebook als Hauptgrund für die Austritte angibt, die ehemaligen Angestellten hätten sich selbständig machen wollen, ist das nur ein Aspekt. Tatsächlich verbietet es die Firmenpolitik, dass Mitarbeiter ihre Unternehmensaktien oder -optionen während der Zeit ihrer Anstellung verkaufen.
«Es schien sehr riskant, in einer Situation zu stecken, in der all meine Liquidität in einer Firma gebunden war, die ich als hoch riskant erachte», zitiert die Zeitung einen ehemaligen Facebook-Mitarbeiter. Dieser hatte in den Anfängen des Social Media Portals angeheuert und hat dem Unternehmen vor einigen Monaten den Rücken gekehrt, um seine Beteiligung zu verkaufen. «Ich war glücklich, dass ich 5 bis 10 Prozent verkaufen konnte. So habe ich ein Kissen für das Worst-Case-Szenario», wird ein anderer Ex-Mitarbeiter zitiert, der ebenfalls in den letzten Monaten hingeschmissen hat.
Goldrausch bei Groupon
Der rasante Wertzuwachs von Facebook führte dazu, dass die Papiere des Unternehmens bereits 45 Prozent aller Transaktionen auf Secondmarket.com ausmachen. Die Plattform ist der Marktführer für Handelstransaktionen mit alternativen Anlagen. Viele dieser Geschäfte sind gemäß «New York Times» durch die paar hundert Mitarbeiter aus den Anfangszeiten von Facebook getätigt worden.
Am schnellsten ging das Geld allerdings nicht von Facebook weg, sondern vom Online-Rabatt-Portal Groupon. Das Unternehmen fährt noch immer Verluste ein. Nichtsdestotrotz sind diverse Insider inzwischen mit den Groupon-Papieren reich geworden. Investoren steckten im letzten Winter 946 Millionen Dollar in die Firma. 810 Millionen davon gingen an die Leute aus der Führungscrew. Schon im April 2010 hatten sie 120 Millionen Dollar eingesteckt.
«Ausleihen statt verkaufen»
Die Verkäufe von Firmenpapieren auf Secondmarket.com durch Broker und auf private Firmen spezialisierte Funds haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Denn das Interesse der Angestellten an einem Verkauf ihrer Papiere auf diesem Weg wächst, weil die Firmen heutzutage nicht mehr so schnell an die Börse gehen, wie noch vor zehn Jahren.
Die Gier der Wertpapierbesitzer, so rasch wie möglich materiellen Gewinn herauszuschlagen, hat wiederum zu neuen Dienstleistungen geführt. Das neuste Phänomen: Ausleihangebote. Hier helfen Finanzfachleute, Firmenpapiere zu Cash zu machen, ohne dass die betroffenen Angestellten ihre Wertpapiere verkaufen müssen.
L'essentiel Online/Elisabeth Rizzi