Reaktionen – Müde Flieger? Studie verursacht kaum Sorgen

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ReaktionenMüde Flieger? Studie verursacht kaum Sorgen

LUXEMBURG - Laut einer Studie sehen viele Piloten Mängel bei der Sicherheit. Fluggesellschaften und Behörden zeigen sich interessiert – aber nicht wirklich beeindruckt.

Auch wenn Fliegen eigentlich sehr sicher ist: Zunehmender Stress könnte zur latenten Gefahr im Cockpit werden.

Auch wenn Fliegen eigentlich sehr sicher ist: Zunehmender Stress könnte zur latenten Gefahr im Cockpit werden.

DPA/Daniel Reinhardt

Die luxemburgische Pilotenvereinigung ALPL hat kürzlich alarmierende Zahlen präsentiert: Die Mehrheit der europäischen Piloten (58 Prozent) denkt, dass in ihrer Fluggesellschaft «zuweilen übermüdet» geflogen wird – bei Frachtflug-Airlines beträgt der Anteil sogar 83 Prozent. Mehr als 50 Prozent aller Piloten glauben, ihre Fluggesellschaften nähme das nicht ernst.

Die Angaben entstammen einer Studie zur Sicherheitskultur unter Piloten in Europa: Die London School of Economics and Politics (LSE) und die Luftsicherheits-Organisation Eurocontrol hat 7000 europäische Piloten befragt (222 von Luxemburger Fluggesellschaften).

Cargolux will Probleme angehen

Die ALPL erkennt zwar «eine insgesamt gute Sicherheitskultur» – aber auch «beunruhigende Resultate»: Gleich bei fünf von insgesamt elf untersuchten Teilaspekten der Sicherheitskultur hätten in Luxemburg stationierte Piloten den stärksten Pessimismus geäußert – etwa zum Management, dem Meldewesen, der Ausrüstung und besonders bei der Personalsituation und dem Problem der Übermüdung.

Die luxemburgische Frachtfluggesellschaft Cargolux versichert, das Thema ernst zu nehmen: Bei Einführung neuer Ruhezeitenregelungen vor einem Jahr sei man «über das geforderte Minimum hinausgegangen – als eine der wenigen Gesellschaften weltweit», teilt die Sprecherin Moa Sigurdardottir auf Anfrage von L’essentiel mit. Es gebe ein amtlich geprüftes Risikomanagement und strenger Datenschutz sichere, dass Piloten keine Repressalien drohen, wenn sie sich doch mal wegen Übermüdung nicht flugbereit melden. Dennoch begrüße Cargolux die Idee, ein europäisches Forum zum Thema zu schaffen.

«Hohe Sicherheitskultur» bei Luxair

Die Studie sieht vor allem Probleme bei Fracht- und Billigfluggesellschaften und solchen mit «atypischen Arbeitsverträgen». Da diese Attribute auf Luxair nicht zuträfen, sieht man sich hier nicht angesprochen: Es gebe «eine hohe Sicherheitskultur und ein Reporting-System, das auf allen Ebenen funktioniert», teilt das Unternehmen auf Anfrage lediglich mit.

Die staatliche Luftfahrtdirektion äußert zwar einerseits Interesse an der Studie, stellt aber fest, sie beruhe «ganz auf subjektiven Wahrnehmungen». Sprecher Fränk Kraus teilt jedenfalls mit, man verfolge die «Kernaufgabe» der Verkehrssicherheit mit großem Aufwand und Erfolg: «Sehr gute» Ergebnisse bei externen Prüfungen belegten, dass diverse Mechanismen griffen und auch die Fluggesellschaften die Sicherheit sehr ernst nähmen.
Warum so viele Piloten diesen Eindruck nicht teilen, bleibt allerdings offen.

(Frank Goebel/L'essentiel)

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