Epidemie-Gefahr – Neapels Müllkrise wird gefährlich

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Epidemie-GefahrNeapels Müllkrise wird gefährlich

Das neapolitanische Müllproblem ist nicht neu. Seit Jahren liegt tonnenweise Abfall auf den Straßen. Doch jetzt bedrohen Feuer und Krankheit die Einwohnern.

Der Müll sorgt auch für Geruchsbelästigungen.

Der Müll sorgt auch für Geruchsbelästigungen.

AFP

In Neapel eskaliert eine neue Müllkrise. Rund 2500 Tonnen Müll türmen sich wieder auf den Straßen der Vesuvstadt. In der ganzen Region Kampanien sind es etwa 10 000 Tonnen, berichteten italienische Medien. Wegen der Sommerhitze verbreitet sich ein unerträglicher Gestank.

64 Mal musste die Feuerwehr in der Nacht auf Donnerstag ausrücken, um Brände zu löschen, nachdem wütende Bürger Müllberge auf der Straße in Brand gesetzt hatten. Inzwischen wächst angesichts der sommerlichen Temperaturen in Süditaliens größter Metropole die Sorge vor Krankheiten.

Restaurants müssen eventuell schließen

«Wenn der Müll nicht bald von den Straßen geräumt wird, besteht Epidemiegefahr», warnte Maria Triassi, Medizinprofessorin an der Universität Neapel. «Lebensmittelgeschäfte, Restaurants und andere Lokale könnten zur Schließung gezwungen werden.»

Eine Gruppe neapolitanischer Ärzte plant sogar eine Sammelklage. Sie sieht die öffentliche Gesundheit durch den auf den Straßen liegenden Kehricht gefährdet.

In den vergangenen Tagen war es wiederholt zu Bürgerprotesten in einigen Vierteln Neapels gekommen. Wütende Stadtbewohner verbarrikadierten dabei Straßen mit Müllsäcken oder führten Sitzblockaden durch, um den Autoverkehr zu behindern.

Unbekannte hatten am Montag die Bahnstrecke zwischen Neapel und der Stadt Caserta blockiert, indem sie Müllcontainer auf die Schienen geworfen hatten. Die Einwohner wollen mit ihren Aktionen die Behörden zum Handeln zwingen.

Gegenseitige Beschuldigungen

Die neue Müllkrise löste auch sofort wieder einen heftigen Streit zwischen der linken Stadtregierung und der konservativen Regierung in Rom aus. «Wie immer muss ich erst eingreifen», sagte der italienische Premier Silvio Berlusconi, der im Mai 170 Soldaten zur Räumung der Straßen Neapels vom Müll eingesetzt hatte.

Er beschuldigte den neu gewählten Bürgermeister, Luigi De Magistris, der Ineffizienz. «Er hat nichts unternommen, um die Straßen von den Abfällen zu befreien», so Berlusconi.

Auch neue Müllverbrennungsanlage brachte nichts

De Magistris spielte den Ball postwendend an den Premierminister zurück: «Berlusconi bringt uns zum Lachen, er hat Neapel sich selbst überlassen», tönte es aus dem Bürgermeisteramt.

Probleme mit der Abfallentsorgung belasten Neapel seit Jahren. Der Bau einer Müllverbrennungsanlage in Acerra hat das Problem nur teilweise gelöst. Die Abfallentsorgung hängt zum Großteil von chronisch belasteten Mülldeponien ab.

L'essentiel Online/sda

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