Nervös, aber zuversichtlichLuxemburgs Baufirmen blicken unsteten Zeiten entgegen
LUXEMBURG – Das Baugewerbe kehrt aus dem Kollektivurlaub zurück. Die Stimmungslage wandelt zwischen Unsicherheit und Optimismus.
- von
- Joseph Gaulier

Die Baubranche hat schon bessere Tage gesehen.
Dass das Baugewerbe im Großherzogtum ins Wanken geraten ist, dürfte kaum jemanden entgangen sein. Robert Fornieri – stellvertretender Generalsekretär der Gewerkschaft LCGB – erklärt in dem Zusammenhang, dass Unvorhersehbarkeit das zentralste Problem des Sektors sei und viele Entwicklungen daher rührten. So kehren in dieser Woche viele Beschäftigte im Baugewerbe aus dem Kollektivurlaub zurück und nehmen ihre Arbeit in einem schwierigen, von Unsicherheiten geprägten Umfeld wieder auf. Insbesondere der Konkurs des ehemaligen Riesen Manuel Cardoso kürzlich hat für Unruhe gesorgt.
Die Beschäftigten «spüren einen Unterschied» seit einigen Monaten, so Fornieri. Wichtig zu bedenken sei allerdings, dass die Situationen in den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich sein können. Das betrifft nicht nur die Auftragslage an sich, sondern auch ob öffentliche Aufträge an Land gezogen wurden. Generell sei aber eine gewisse Unruhe im Gewerbe nicht abzustreiten.
«Einige Betriebe haben Schwierigkeiten wegen der Wohnungskrise», bestätigt Jean-Luc De Matteis, OGBL-Zentralsekretär. Er sieht allerdings keinen Anlass zur Panikmache. «Ich sage natürlich nicht, dass alles in Ordnung ist, aber ich stelle auch fest, dass der Sektor derzeit Arbeitskräfte sucht», so der Gewerkschafter. Immerhin hätten fast alle ehemaligen Beschäftigten von Cardoso bereits wieder neue Jobs.
Die Lage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos
Ein Gewerkschaftsvertreter eines großen Unternehmens der Branche äußert sich «recht zuversichtlich» über die Firmen-Situation, da ausreichend Aufträge bis 2025 in den Büchern vorhanden sein würden. Schwierig sei die Lage allerdings für Unternehmen, die nur Wohnungen bauen, weil extrem hohe Zinssätze Investitionen dieser Art äußerst unattraktiv machen würden. Der Gewerkschafter fragt sich allerdings auch, ob einige die gegenwärtige Situation nutzen, um die Verhandlungen um neue Tarifverträge in der Branche zu torpedieren.
Die Gewerkschaften, die Regierung und die Arbeitgeber bereiten sich derweil auf Verhandlungen über einen Plan zum Erhalt der Beschäftigung vor. Fornieri ist der Überzeugung, dass sich alle «an einen Tisch setzen» müssten, um eine Lösung zu finden. Für ihn komme es nicht infrage, einen sektoralen Sozialplan zu unterzeichnen. Dieser würde seiner Ansicht nach die Tür für «Entlassungen um jeden Preis» öffnen.