Bürgermeister-KandidatinObdachlose sollen wegen Touristen raus aus Madrid
Die konservative Bürgermeister-Kandidatin Esperanza Aguirre will Obdachlose aus Madrid vertreiben. Aber auch Graffiti und Straßenprotesten sagt sie den Kampf an.

Esperanza Aguirre will die nächste Bürgermeisterin von Madrid werden. Bei einer Veranstaltung mit Vertretern der Tourismusbranche versprach die Kandidatin der konservativen Volkspartei («Partido Popular»), dass sie «alle legalen Mitteln» überprüfen werde, um «das Schlafen auf der Straße und Plätzen» zu verbieten. Anders ausgedrückt: Aguirre will Obdachlose aus Madrids Zentrum vertreiben.
Diese würden Touristen abschrecken, meinte Aguirre. Beim Treffen sagte die 63-Jährige: «Früher holten die Sozialdienste diese Menschen am Abend ab und brachten sie in Notunterkünfte. Dann war die Gegend wieder sauber. Ich verstehe nicht, wieso das heute nicht mehr so ist.»
Bettler-Mafias sollen dahinterstecken
Obdachlose und Bettler wirft Aguirre in den gleichen Topf. Sie würden von «Mafias aus dem Ausland» instruiert und von «von den Einkünften sehr gut leben». Dem müsse man ein Ende setzen, denn nicht nur werde das Stadtbild verschandelt, auch der Tourismus in der spanischen Hauptstadt leide schwer unter den Randständigen.
Aguirres Plan stößt den Hilfsorganisationen sauer auf. Sebastián Mora, Leiter von Caritas Spanien, sagte an einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass «Armut nicht kriminalisiert» werden dürfe. Außerdem seien Obdachlose «nicht ein ästhetisches, sondern ein ethisches Problem».
Madrid wählt konservativ
Die Kandidatin ärgert sich zudem über die zahlreichen Graffiti – sowie über die rund «1800 Proteste», welche auf Madrids Straßen wegen der Wirtschaftskrise stattfanden. Eine etwas übertriebene Behauptung: Offiziell fanden im Jahr 2013 «nur» 391 Demonstrationen statt.
Madrid wählt am 24. Mai eine neue Stadtregierung. Laut einer Umfrage der Zeitung ABC vom verganganen Sonntag hat Esperanza Aguirre etwa 35 Prozent der Madrider Wähler auf ihrer Seite.
(L'essentiel/kle)