SEW kritisiert – «Öffentliche Schule stellt nicht genug Ansprüche»

Publiziert

SEW kritisiert«Öffentliche Schule stellt nicht genug Ansprüche»

LUXEMBURG - Alarmglocken bei der Lehrergewerkschaft SEW: Wird die Reform der Sekundarstufe wie geplant umgesetzt, bringt sie das gesamte Schulsystem in Gefahr.

SEW sorgt sich um die Zukunft der Luxemburger Schule.

SEW sorgt sich um die Zukunft der Luxemburger Schule.

Editpress

«Die aktuelle Situation ist katastrophal. Die öffentliche Schule ist immer mehr geschwächt und wir beobachten zurzeit die Tendenz, dass die Schule sich nach privaten Einrichtungen umorientiert», erzählt Patrick Arendt, Präsident der Lehrergewerkschaft SEW beim OGBL. Die Gewerkschaft hat am Freitag die Bilanz der Schulreform gezogen, die von der Noch-Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres gestartet wurde.

Die heutige Schule sei nicht genug anspruchsvoll; es werde immer einfacher, einen Schulabschluss zu bekommen, ist Arendt überzeugt.
Die Gewerkschaft hat erneut einzelne Aspekte der Reform kritisiert: «Die Aufgabe der Schule ist es Werte zu vermitteln, einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen und kritische Bürger zu erziehen. Weder das aktuelle Schulsystem noch jenes, das nach der Reform kommen soll, bietet dies an», sagt Arendt.

Die Lehrergewerkschaft hofft, dass die Ausbildungspolitik zum zentralen Thema des Wahlkampfes wird. SEW will den unzähligen Berichten, Plänen und Entwürfen ein Ende setzen: Es müsse endlich gehandelt werden, so die Gewerkschaft.

Riesige Baustelle teschnischer Sekundarunterricht

Die SEW zeigte sich ebenfalls besorgt, dass der Wechsel von einer Klasse in die andere fast automatisch erfolge, wie zum Beispiel von der siebten in die fünfte oder von der siebten in die neunte. Das Sitzenbleiben komme seltener vor; stattdessen werde eine Nachprüfung organisiert. «Schwache Schüler kommen somit von einer Klasse in die andere, obwohl sie die nötigen Kenntnisse nicht erworben haben», gibt Jules Bathel von der SEW zu. «Diese Schüler fühlen sich in Zukunft häufig vernachlässigt», so Bathel.

2013 mussten 15 Prozent lernschwacher Schüler in eine modulare Sektion aufgenommen worden, weil ihre Kenntnnise weder für die klassische noch technische Ausbildung ausreichend waren. «Die Zahl der Schulabbrecher wird steigen, wenn wir nichts unternehmen», heißt es bei der Gewerkschaft. Am kritischsten ist die Situation im technischen Sekundarunterricht. Um einen technischen Beruf zu erlernen, haben vor drei Jahren lediglich 36 von 210 Schülern ihre Ausbildung angefangen. Im Elektrikerbereich haben lediglich zwei von 35 Lehrlingen ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

(Laurence Bervard/L'essentiel Online)

Deine Meinung