DeutschlandPolizei übersieht Leiche drei Mal – Täter kann flüchten
Nachdem ein 41-Jähriger seine Ehefrau erstochen hatte, versteckte er sie unter einem Kinderbett. Nun ist er flüchtig.

Der 41-Jährige wird verdächtigt seine Ehefrau umgebracht zu haben.
«Es läuft nicht wie in Krimiserien ab», erklärt der Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wimmer, am Dienstag, als er die Details zu den Ermittlungen einer grausigen Bluttat bekanntgibt.
Bereits am vergangenen Dienstagabend (17. November) hatten besorgte Angehörige eine 34-Jährige als vermisst gemeldet. Sie fürchteten Schlimmes, nachdem sich die Frau nach einem von ihrem Ehemann (41) angekündigten Einkauf nicht mehr gemeldet hatte und plötzlich von beiden jede Spur zu fehlen schien.
Dutzende Beamte fanden Leiche nicht
Die Polizei rückte daraufhin an und führte «umfangreiche Absuchmaßnahmen» durch. Auch in der Wohnung des Paares hielten die Beamten Nachschau. Doch konnten dort offenbar «keine Auffälligkeiten festgestellt werden».
Am folgenden Tag wurden die Ermittlungen durch das für Vermisstensachen zuständige Kommissariat übernommen und noch einmal die Wohnung unter die Lupe genommen. Dabei stießen die Polizisten auf Blutablagerungen, woraufhin für Donnerstag die Spurensicherung angefordert wurde. Die Spezialisten stellten schließlich fest, dass es in der Wohnung zu einer «scharfen Gewalttat» gekommen war.
Daraufhin übernahm die Mordkommission am 20. November die Ermittlungen. Erst ihre Kriminalisten machten bei ihrer «sehr gründlichen» Untersuchung der Wohnung dann die schaurige Entdeckung, die all ihren Kollegen an drei Tagen zuvor völlig entgangen war: die Vermisste befand sich noch in der Wohnung. Unter einem Kinderbett versteckt stießen die Beamten auf ihre Leiche. Drei Tage lang blieb die Leiche der Frau trotz Wohnungsdurchsuchung unentdeckt.
In der Zwischenzeit war ihr Ehemann und gleichzeitig auch mutmaßlicher Mörder über alle Berge, wie die Polizei nun eingestehen musste.
Mit dem Zug über die Grenze entkommen
Durch die Unterstützung von sogenannten Super-Recognizern, also Menschen, die sich Gesichter in hohem Maß einprägen können, sei es gelungen, den Verdächtigen unter zahlreichen maskierten Passanten am Münchner Hauptbahnhof auszumachen – auf Überwachungsbändern vom Dienstag. Dadurch konnte auch rekonstruiert werden, dass er sich in Begleitung eines bis dato unbekannten Mannes zuvor in einem Reisebüro nach Trips ins Ausland erkundigt hatte – nach diesem Zeugen wird nun ebenfalls intensiv gesucht.
Noch am Nachmittag nach der Bluttat kehrte der 41-Jährige zum Hauptbahnhof zurück und bestieg einen Zug nach Italien. «Über diese Spur konnten wir schlussendlich feststellen, dass der Beschuldigte – nach unserem Kenntnisstand – nach Afghanistan geflüchtet ist», erklärte der Leiter der Mordkommission. In seinem Heimatland dürfte der Killer nun untergetaucht sein.
«Nicht erkennbar»
Doch wie konnte es passieren, dass die Leiche erst so spät gefunden wurde? Weil «später im Gerichtsverfahren jeder Blutstropfen, jede Spur entscheidend sein» könne, müssten die Ermittler äußerst behutsam vorgehen. Deshalb habe man nach dem ersten Feststellen von Blut die Wohnung umgehend verlassen und erst die Spurensicherung hinzugezogen. Diese hatten sich offenbar nur auf einen Teilbereich konzentriert.
Am Freitag seien die Kriminalisten noch einmal in die Wohnung gekommen, um allfällige weiteren Beweise wie Unterlagen zu sichern. Der Leiter der Mordkommission verteidigt das Vorgehen: «Am ursprünglichen Zustand der Wohnung war nicht erkennbar, dass hier ein Kampf stattgefunden hat.»
(L'essentiel/rcp)