Chamber-DebatteProstitution: Welches Modell für Luxemburg?
LUXEMBURG – Die Chamber debattiert heute über ein heikles Thema: Prostitution. Die Diskussion soll die Grundlage für ein luxemburgisches Modell bilden.

Prostitution ist in Luxemburg nicht verboten – Zuhälterei und das Anwerben von Kunden allerdings schon.
«Wir wollen weder das deutsches noch das niederländische oder das schwedische Modell – sondern ein Modell, dass für Luxemburg zweckmäßig ist.» Dies hat Lydia Mutsch (LSAP), Ministerin für Chancengleichheit, schon mehrmals gesagt. Obwohl Mutsch gemeinsam mit Justizminister Félix Braz in den vergangenen Monaten sowohl Schweden als auch den Niederlanden einen Besuch abstattete, soll weder das eine noch das andere Modell über Luxemburg aufgestülpt werden. In anderen Worten: Das Land will weder die Kunden von Prostituierten bestrafen noch Bordelle oder Rotlichtviertel schaffen.
Am Donnerstagnachmittag sind die Mitglieder der Chambre dazu eingeladen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen und die verschiedenen Modelle in Europa zu diskutieren (siehe Infobox). Erst nach der Debatte will die Regierung über einen neuen rechtlichen Rahmen entscheiden. Ein Abstimmung wird es in der Chamber heute wohl nicht geben. «Luxemburg hat die New Yorker Prostitutionskonvention von 1949 unterschrieben», erklärt LSAP-Parlamentarier Marc Angel gegenüber L'essentiel. Viel legislativer Spielraum bleibe da nicht. Seine Fraktion fordert jedoch, dass es unter Strafte gestellt wird, wenn Prostituierten von ihren Zuhältern Pässe abgenommen werden. «Prostitution ist sehr eng mit Menschenhandel verbunden», sagt Angel.
Helfen statt bestrafen
Bereits Ende 2014 wurde ein Plan vorgelegt, der vorsieht, dass sich Luxemburg vor allem auf eine «Exit-Strategie» für Prostituierte konzentriert. Dazu gehören soziale Maßnahmen wie die Suche nach einer Wohnung oder berufliche Rehabilitation, die Prostituierten helfen sollen, ihr Leben zu ändern. Die Regierung will sich zudem für eine besser sexuelle und emotionale Bildung für jedermann von der Kindheit an einsetzen – und so den Kampf gegen Frauen- und Menschenhandel verstärken.
Angesichts dieser Maßnahmen sieht es aus, als würde die Regierung eher zu einem «abolitionistischen» Modell tendieren, wie es in Frankreich oder Spanien gehandhabt wird. Dieses Modell sieht die Prostituierten als Opfer und lehnt jede Form der Strafe gegen die Frauen ab. Auch in Luxemburg sind derzeit nur das Anwerben von Kunden und Zuhälterei verboten – Prostitution selbst ist nicht illegal.
(Fatima Rougi/L'essentiel)
So geht Europa mit dem Thema Prostitution um
Europa geht mit dem Thema Prostitution sehr unterschiedlich um. In Schweden sind alle Taten strafbar, die mit Prostitution zu tun haben. Auch die Freier können zur Verantwortung gezogen werden. So soll die Zahl der Prostituierten laut der schwedischen Regierung binnen 15 Jahren halbiert werden. Frankreich, Belgien und Spanien haben sich der totalen Abschaffung («Abolition») der Prostitution verschrieben. Die Prostitution selbst wird derzeit noch toleriert. In Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden wird das Phänomen nicht nur toleriert, sondern sogar unter staatliche Kontrolle gestellt – mit strengen Anforderungen an die Etablissements und regelmäßigen Kontrollen in Sachen Gesundheit.