Scharfe Warnung – Putin droht mit «Reaktion» auf Syrien-Angriff

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Scharfe WarnungPutin droht mit «Reaktion» auf Syrien-Angriff

Einen Tag vor Beginn des G20-Gipfels in St. Petersburg warnt der russische Präsident den Westen vor einer Attacke auf Syrien. Und wiederholt seine Zweifel an Assads Schuld.

Im US-Kongress wächst die Zustimmung für einen Militärschlag gegen Syrien wegen des mutmaßlichen Giftgasangriffs durch Assads Truppen. Doch Russlands Präsident Putin richtet eine scharfe Warnung an den Westen.

Angesichts der Vorbereitungen in den USA für einen Militärschlag gegen Syrien hat der russische Präsident Wladimir Putin den Westen dringend davor gewarnt, ohne UN-Mandat loszuschlagen. Andernfalls habe Russland bereits Pläne für eine Reaktion, sagte Putin der Nachrichtenagentur AP in Moskau. «Wir haben unsere Ideen, was wir tun werden und wie wir es tun werden, falls die Situation sich hin zu dem Einsatz von Gewalt entwickelt», sagte Putin, der als einer der letzten Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gilt. Es sei jedoch noch «zu früh», darüber zu reden.

Putin will eindeutige Beweise

Putin empfing AP am Dienstagabend nahe Moskau gemeinsam mit dem russischen Staatssender Kanal 1. Es war sein einziges Interview vor dem am Donnerstag beginnenden G-20-Gipfel in St. Petersburg. Der Präsident sagte, falls die syrische Regierung tatsächlich nachweisbar Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt haben sollte, schließe er eine Zustimmung im UN-Sicherheitsrat zu einem militärischen Vorgehen gegen Damaskus nicht aus. Doch äußerte er erneut massive Zweifel an einem solchen Giftgasangriff durch Assads Truppen - die Annahme sei «lächerlich», sagte Putin.

«Von unserem Standpunkt aus scheint es vollkommen absurd, dass die Armee, die reguläre Armee, die derzeit in der Offensive ist und die in einigen Orten die sogenannten Rebellen eingekesselt hat und sie fertigmacht, dass sie unter diesen Umständen anfangen würde, die verbotenen chemischen Waffen einzusetzen - wo die Militärs doch genau wissen müssen, dass dies als Vorwand für Sanktionen gegen sie dienen könnte, die auch Gewalt einschließen würden», sagte Putin.

Obama hat Grund zu Optimismus

Die USA sind sich nach eigenen Angaben sicher, dass Assads Truppen hinter dem Giftgasangriff am 21. August stehen, bei dem nach US-Angaben 1429 Menschen ums Leben kamen, darunter Hunderte von Kindern. US-Präsident Barack Obama hat sich mit dieser Begründung für einen Militärschlag entschieden, will aber noch die Zustimmung des Kongresses abwarten. Dort zeichnet sich inzwischen Unterstützung führender Demokraten und Republikaner ab.

Putin sagte: «Wenn es Daten gibt, dass chemische Waffen eingesetzt wurden, und zwar eindeutig von der regulären Armee, dann sollten diese Beweise dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt werden.» Diese müssten überzeugend sein. «Es sollte sich nicht auf Gerüchte und Informationen stützen, die Spezialdienste durch Abhören, durch Gespräche und solche Dinge erhalten haben.» Selbst in den USA fänden einige Experten die von der Obama-Regierung vorgelegten Beweise nicht überzeugend.

Putin verglich das Material mit den angeblichen Beweisen für Massenvernichtungswaffen, mit denen die Bush-Regierung 2003 den Angriff auf den Irak begründet hatte. «Alle diese Argumente erwiesen sich als unhaltbar. Aber sie wurden genutzt, um eine Militäraktion zu starten, die viele in den USA als Fehler bezeichnet haben. Haben wir das bereits vergessen?»

(L'essentiel Online/kmo/sda)

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