Pussy Riot – Putin will milde Strafe

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Pussy RiotPutin will milde Strafe

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich für ein mildes Urteil gegen die drei jungen Frauen der Punkband Pussy Riot ausgesprochen.

Auf dem Weg zum Gericht: Pussy-Riot-Sängerin Nadeschda Tolokonnikowa. (2. August 2012)

Auf dem Weg zum Gericht: Pussy-Riot-Sängerin Nadeschda Tolokonnikowa. (2. August 2012)

DPA

«An dem, was sie getan haben, ist nichts Gutes dran, aber ich denke dennoch nicht, dass sie allzu hart dafür bestraft werden sollten», sagte Putin gemäß russischen Nachrichtenagenturen. Zugleich betonte der Präsident am Donnerstag, dass es Aufgabe des Gerichts sei, ein Urteil zu fällen. Es war das erste Mal, dass Putin öffentlich Stellung zu dem Verfahren bezog.

Nach Gesprächen mit dem britischen Premierminister David Cameron sagte Putin in London, er hoffe, die drei Frauen würden «ihre eigenen Schlüsse ziehen» und aus ihren Fehlern lernen. Den seit März inhaftierten Sängerinnen drohen nach einer provokanten Protestaktion in einer Moskauer Kathedrale bis zu sieben Jahre Haft. Ihnen wird «Rowdytum» vorgeworfen.

Die Band, zu der noch weitere Frauen gehören, hatte im Februar aus Protest gegen Putin, der damals noch Ministerpräsident war, in dem russisch-orthodoxen Gotteshaus ein Punkgebet gesungen. Maria Alechina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch stehen seit Montag in Moskau vor Gericht. Der Prozess wird international stark kritisiert und als politisch motiviert angesehen.

Verteidigung erwartet Urteil schon nächste Woche

Nach Ansicht der Verteidigung der drei Angeklagten wolle die Moskauer Justiz den Prozess in großer Eile durchpeitschen. Die stundenlangen Marathonsitzungen ließen ein Urteil schon in der kommenden Woche vermuten, sagte Anwalt Nikolai Polosow.

Richterin Marina Syrowa lehnte am Donnerstag zum fünften Mal einen gegen sie gerichteten Befangenheitsantrag ab, wie die kremlkritische Zeitung «Nowaja Gaseta» in einem Internet-Liveticker berichtete.

Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch drohen nach einem Protestgebet gegen Kremlchef Wladimir Putin und Patriarch Kirill in der wichtigsten russisch-orthodoxen Kathedrale sieben Jahre Haft wegen Rowdytums aus religiösem Hass. Bürgerrechtler kritisieren den Prozess als politisch motiviert.

Die inhaftierten Aktionskünstlerinnen beklagten am vierten Verhandlungstag, dass die Richterin ihre Anträge ignoriere. Die jungen Frauen, die im Gericht in einem Kasten aus Plexiglas ausharren müssen, beschweren sich seit dem Prozessbeginn am Montag über zu wenig Schlaf und Essen sowie fehlende Pausen.

Britische Musiker bekunden Solidarität

Kurz vor einem Besuch Putins bei den Olympischen Spielen in London forderten prominente britische Musiker in einem Brief Freiheit für Pussy Riot. Die Vorwürfe gegen die Frauen seien absurd, schrieben Künstler wie Jarvis Cocker (Pulp) und Pete Townshend (The Who) in der Zeitung «The Times». «Eine andere Meinung zu haben, ist in jeder Demokratie ein Grundrecht.»

Zu den Unterzeichnern des Beitrags gehörten auch die Musiker der Pet Shop Boys sowie die englische Soulkünstlerin Corinne Bailey Rae und die englische Singer-Songwriterin Kate Nash.

Der Menschenrechtsbeauftragte des Kreml, Michail Fedotow, sagte, bei der Aktion in der Moskauer Erlöserkathedrale am 21. Februar habe es sich höchstens um Ruhestörung gehandelt.

Gerichtsgebäude evakuiert

In Moskau wurde das Gerichtsgebäude wegen einer angeblichen Bombendrohung zeitweise evakuiert. Die Angeklagten berichteten, sie seien nicht in Sicherheit gebracht worden. Vor dem Gebäude demonstrierten Unterstützer der drei Frauen.

Russische Medien kritisierten unterdessen die Zeugenvernehmungen. So habe ein Mann ausgesagt, der bei dem Auftritt in der Kirche selbst gar nicht anwesend gewesen sei, sondern nur eine Videomontage gesehen habe, schrieb die Zeitung «Nowyje Iswestija».

Auf diese Weise gebe es etwa eine halbe Million mögliche Zeugen - so viele Menschen hätten den zusammengeschnittenen Internetclip bisher angeklickt.

Am Donnerstag verhörte das Gericht Zeugen der Verteidigung, darunter den Vater der Angeklagten Samuzewitsch. Er beschrieb seine Tochter als ernsthafte Gläubige.

(L'essentiel Online/dpa)

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