Ist das Kunst, oder...?Putzkolonne schrubbt Kunstinstallation weg
«Hedonismus und Finanzspekulationen» symbolisierte eine Kunstinstallation in einem italienischen Museum. Der Mann von der Putzkolonne interpretierte das Werk etwas anders.

Leere Champagner-Flaschen, Konfetti, ausgedrückte Zigaretten, leere Gläser: Der Raum im Museum «Museion Bozen-Bolzano» sah wirklich aus, als hätten diese versauten Kunstmenschen mal wieder eine derbe Orgie gefeiert. So oder so ähnlich musste ein Mitarbeiter der Putzcrew der Einrichtung gedacht haben, als er am vergangenen Samstag den Saal betrat. Denn: Am Abend vorher gab's im Muesum eine Künstlerparty.
Also machten sich der gute Geist aus der Reinigungsabteilung eifrig an die Arbeit. Blöd nur: Bei den Party-Abfällen handelte es sich nicht um Party-Abfälle – sondern um die Installation «Where shall we go dancing tonight» der beiden Künstlerinnen Sara Goldschmied und Eleonora Chiari.
Kunst-Trennung in Müllbeuteln
Das Stück sollte «Hedonismus, Konsum und die Finanzspekulationen der politischen Szene im Italien der 1980er Jahre» symbolisieren, ist auf der Webseite des Museums zu lesen. Der Putzmann interpretierte das Werk freilich etwas anders, packte sämtliche Kunst ein säuberlich nach Glas, Papier und Plastik getrennt in große Müllbeutel und schrubbte den Boden.
Gottseidank: Bevor die Tüten von der Müllabfuhr abgeholt wurden, entdeckte ein Mitarbeiter des Museums das «Fehlen» der Installation und schlug Alarm. Und da der «Müll» so gut getrennt war, konnte das Kunstwerk originalgetreu wieder aufgebaut werden. «Als Vorlage nutzten wir Fotos», sagte Museumsdirektorin Letizia Ragaglia. Die hatte der Putzcrew übrigens lange vorher gesagt: «Bitte putzt keine Kunst weg!»
Dir britische Zeitung Telegraph hat mittlerweile auch den Putzmann ausfindig gemacht. Der sagte: «Ich habe nicht für eine Sekunde gedacht, dass das ein Kunstwerk ist. Es sah für mich einfach nicht nach Kunst aus.» Was die beiden Schöpferinnen zu dieser vernichtenden Kritik wohl sagen?
(sen/L'essentiel)