LuxemburgOnline-Extremisten nehmen auch Frauen ins Visier
LUXEMBURG – Das Beratungs- und Präventionszentrum respect.lu hat im Jahr 2022 ein Wachstum in allen Tätigkeitsbereichen verzeichnet. Am Dienstag wurde der Jahresbericht vorgestellt.
- von
- Séverine Goffin

Die Beratungsstelle begleitet unter anderem Verfasser von Online-Hassrede.
Das Beratungs- und Präventionszentrum respect.lu hat im Jahr 2022 insgesamt 66 Fälle betreut – ein Anstieg um 35 Prozent. Dies geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht hervor. In knapp der Hälfte der Fälle (31) seien Personen durch Hassrede im Netz auffällig geworden. Diese hätten von der Anti-Radikalisierungsstelle eine Begleitung im Rahmen des Programms «Dialog statt Hass» erhalten.
«Einige verstehen gar nicht, was sie falsch gemacht haben», erklärt Direktorin Karin Meyer. Auch wenn sie selbst ihren Worten keine Taten folgen lassen, könnten ihre Äußerungen anderen Personen einen Anreiz zu destruktivem Handeln geben. Unter den Fällen fänden sich übliche Muster wie religiöser oder rechtsradikaler Extremismus, aber seit einiger Zeit auch das Thema «Manosphere». Dabei handele es sich um ein Netzwerk von Online-Gruppen mit antifeministischer und frauenfeindlicher Rhetorik.
«Sexismus gibt es zwar auch in anderen extremistischen Bewegungen. Doch hier sind wir mit einem ganz spezifischen Vokabular konfrontiert, das typisch ist für die aus den USA stammende Bewegung der Maskulinisten und deren Ideologie», wird die Direktorin zitiert. Auch Verschwörungstheorien hätten sich durch die Pandemie vermehrt. Durch Online-Hassrede auffallen würden «vor allem ältere Menschen, die auf Facebook posten». Jüngere, die sich besser auskennen würden, nutzten dagegen eher anonyme Netzwerke, erklärt Karin Meyer.
Radikalisierung und Verschwörungsglaube zögen sich durch alle Gesellschaftsschichten. Laut Karin Meyer hätten die multiplen Krisen der letzten Zeit das Phänomen aber noch weiter verstärkt. «Eine empathische Gesellschaft, in der alle eine Zukunftsperspektive haben, würde eindeutig einen weniger fruchtbaren Boden für Radikalisierung bieten», resümiert die Direktorin.
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