Einbruchserie in GemeindenRathäuser zu leichte Beute für Einbrecher?
LUXEMBURG – In der Nacht auf Donnerstag haben Einbrecher zum 18. Mal innerhalb weniger Wochen in einem Rathaus zugeschlagen. Was finden Diebe in den Gemeinden? «L’essentiel» hat nachgefragt.

Im Rathaus Niederanven funktionierete das Alarmsystem, als die Einbrecher eintrafen. Die Diebe konnten trotzdem Gegenstände im Wert von 15 000 Euro entwenden.
Am Donnerstagmorgen gegen drei Uhr haben drei Einbrecher in Elwen zugeschlagen. Zum 18. Mal innerhalb weniger Wochen wurde damit in einer Gemeinde des Landes eingebrochen. Nur eines war anders: Die Polizei hat einen der Täter auf frischer Tat ertappt. Er sitzt in Schrassig in Untersuchungshaft. Zwei weitere konnten jedoch fliehen.
Mit der Festnahme verbinden viele andere Kommunen im Land die Hoffnung auf Aufklärung. Denn die Rathäuser sind zur beliebten Beute geworden. «Der Norden und Osten des Landes sind besonders betroffen», erklärt Polizeisprecher Vic Reuter auf Anfrage von L’essentiel Online. Von Bauschleiden, über Bous, Kopstal und Leudelingen waren Rathäuser in den letzten Wochen im Visier der Diebe.
Bargeld und Modellautos verschwinden
In vielen der öffentlichen Gebäude sind sie fündig geworden: «Wir haben einen Gesamtschaden von 6000 Euro zu beklagen, wenn man die gut 2000 Euro für die Reparaturen der aufgebrochenen Bürotüren mitzählt», berichtet Pierre Grisius, Gemeindesekretär in Eschweiler. In der Nacht auf den 7. Juli haben Diebe dort nicht nur 2980 Euro Bargeld aus den Kassen von Sekretärin und Kassenbeamtem, einen Fotoapparat und einen Umschlag mit Geld für Sozialhilfe mitgehen lassen. Sie hatten es auch auf 20 Modellautos abgesehen, die in einer Vitrine im Rathaus ausgestellt waren. Jedes hat einen Wert von 40 bis 80 Euro.
«Es war eindeutig: Die Räuber waren auf schnelles Geld aus und sind professionell vorgegangen. Die Eingangstür wurde so aufgebrochen, dass man es zunächst nicht sehen konnte», so Grisius. Eschweiler hat seine Lektion gelernt: «Erst an diesem Mittwoch hat der Schöffenrat die Anschaffung einer Alarmanlage beschlossen.»
«Leichte Beute»
In den Gemeinden seien die Sicherheitsvorkehrungen nicht immer auf dem neusten Stand, weiß Polizeisprecher Reuter. «Viele Rathäuser sind für Diebe eine leichte Beute. Die Gebäude sind oft nur schlecht gesichert.» Zudem soll eine der betroffenen Gemeinden erst nach dem Einbruch festgestellt haben, dass sie keine gültige Versicherung habe.
Gut ausgestattet war die Gemeinde in Heffingen. Dort schlug der Alarm die Diebe in die Flucht. Andere sind zwar bestens gesichert, aber trotzdem nicht vor Dieben geschützt. So konnten in der vergangenen Woche Einbrecher in Niederanven einsteigen, obwohl das erst 2007 fertiggestellte Rathaus über ein modernes Sicherheitssystem verfügt. Schuld war «menschliches Versagen»: Der Alarm landete nämlich auf dem Handy des Hausmeisters, der aber in den Urlaub gefahren war und sein Mobiltelefon zu Hause gelassen hatte.
Computer weg – und die Daten?
So konnten die Einbrecher Computer, eine Wärmekamera und einen kleinen Fernseher erbeuten. Zudem zerstörten sie vier Alufenster. Der Gesamtschaden beträgt 15 000 Euro. Doch selbst wenn ein Computer gestohlen wird, so sind die persönlichen Daten der Bewohner geschützt, versichert Gemeindesekretär Jeannot Poire. Diese liegen gesichert auf einem Server.
Ob in allen 18 Gemeinden die gleiche Diebesbande am Werk war, ist unterdessen unklar. Eine Sonderkommission ermittelt.
Sarah Brock/Jean-Michel Hennebert/L'essentiel Online