Rédoine FaïdFrankreichs «Ausbrecherkönig» droht lebenslange Haft
Er gilt in Frankreich als «Ausbrecherkönig». Wegen seiner Flucht aus einem Gefängnis im Jahr 2018 stehen Rédoine Faïd und elf mutmaßliche Helfer nun vor Gericht.
Frankreichs «Ausbrecherkönig» Rédoine Faïd muss sich seit Dienstag wegen seiner Hollywood-reifen Gefängnis-Flucht per Helikopter vor Gericht verantworten. Der 51-Jährige ist gemeinsam mit elf mutmaßlichen Helfern unter anderem wegen wiederholter Flucht aus der Haft und Entführung eines Helikopters angeklagt. Der Prozess im Pariser Justizpalast findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Im Fall einer Verurteilung droht Faïd eine lebenslange Haftstrafe. Unter den Mitangeklagten befinden sich auch zwei seiner Brüder und drei seiner Neffen. Der Prozess dauert bis zum 20. Oktober.
Heli-Pilot wurde gezwungen, im Gefängnishof zu landen
Der Ausbruch aus dem Hochsicherheitstrakt in Réau nahe Paris im Juli 2018 dauerte nur etwa zehn Minuten: Bewaffnete Komplizen hatten den Piloten eines Helikopters gezwungen, im Gefängnishof zu landen. Weitere Helfer warfen Nebelbomben und drangen mit «Polizei»-Armbinden ins Gefängnis ein. Mit Kreissägen verschafften sie sich Zugang zum Besucherraum, wo Faïd sich mit seinem Bruder aufhielt.
Faïd sei «entspannt und in aller Ruhe» zum Helikopter gegangen und davongeflogen, berichteten Zeugen. Bei der Aktion fiel kein Schuss, es wurde niemand verletzt. Zu dem Zeitpunkt war der Gefängnishof nicht durch Kabel gegen Helikopterlandungen abgesichert, dies wurde anschließend geändert.
Drei Monate später wird Faïd wieder gefasst.
Nach dem Ausbruch hatten zeitweise bis zu 3000 Polizisten nach dem Flüchtenden gesucht. Drei Monate später wurde der wegen schwerer bewaffneter Überfälle Verurteilte in seiner Heimatstadt Créteil gefasst. Der Wiederholungstäter war auf Überfälle von Geldtransportern spezialisiert. Er war bereits 2013 aus einem Gefängnis ausgebrochen, in dem er vier Wärter als Geiseln genommen und sich den Weg frei gesprengt hatte.
Der Franzose mit algerischen Wurzeln vergleicht sich selbst gern mit US-Gangsterboss Al Capone und ist durch zahlreiche Fernsehinterviews und seine Autobiografie bekannt. In dem Buch, das er 2010 mithilfe eines Journalisten verfasste, feierte er sich als «Gangster neuer Art», der schon mit zwölf Jahren zu seiner «Berufung» gefunden habe. Faïd war so zum zweifelhaften Idol vieler Jugendlicher in den französischen Vorstädten geworden.